Einmal, zweimal, dreimal. Das soll etwas kühle Luft auf die Haut wehen, es ist schwülwarm in Ascona, dem Ort in der Schweiz, an dem sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in diesen Tagen auf die Europameisterschaft in Frankreich vorbereitet. Sané, der Profi des FC Schalke 04, wirkt gelassen. Dabei spielen sich um diesen jungen Mann herum höchst aufregende Dinge ab. Dinge, die aus seinem Leben gerade eine Art Raketenflug machen.
In dieser Saison ist der Sohn des früheren Bundesligaprofis Souleymane Sané erst in der Bundesliga angekommen. Aber seine Leistungen gerieten derart außergewöhnlich, dass er in der vergangenen Woche in den vorläufigen Kader für die EM berufen wurde. Es wäre für ihn die Krönung eines erstaunlichen Jahres. Die Chancen stehen nicht schlecht, aber die Konkurrenz ist zahlreich. Selbst ein Ausnahme-Talent wie Sané wird im gegenwärtigen Fußball-Deutschland nicht einfach so in den Turnier-Kader durchgewunken. Er muss sich beweisen, sich zeigen. Das ist bisher schon gut gelungen. Bundestrainer Joachim Löw lobt jedenfalls, dass Sané "die wichtigen Wege in die Tiefe" mache, er sei "mit seiner Technik und Spielübersicht allemal in der Lage, auf diesem Niveau mitzuhalten." Am Donnerstag in einem verkürzten Testspiel gegen die U20 steuerte der gebürtige Essener einen Treffer zum 7:0-Sieg bei, Sonntag (17.30 Uhr in Augsburg) dürfte er gegen die Slowakei zum Einsatz kommen. Zwei Tage später muss Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader für die EM berufen. Ist der Mittelfeldkönner nicht dabei, will er der deutschen Mannschaft bei Olympia im August helfen. Vor allem aber könnte er sich dann dezidierter mit seiner Zukunft auseinander setzen.
Denn um ihn herum sprießen millionenschwere Spekulationen. Manchester City und Bayern München sollen den 20-Jährigen verpflichten wollen. Die möglichen Ablösezahlungen bewegen sich zwischen 45 und 60 Millionen Euro. Wie geht so ein junger Mann, der so schnell in den Fußball-Himmel katapultiert wurde, mit derartigen Meldungen um? Kann er sie ignorieren? Will er das überhaupt? "Klar kriegt man das mit", sagt er, "aber ich versuche das auszublenden. Ich habe einen Vertrag in Schalke und fühle mich da wohl." Das Schöne an dieser Art von Sätzen ist: Sie sind keine Lüge und sagen nichts über die Zukunft aus. Sie sind allerdings auch kein Bekenntnis zum königsblauen Fußball-Kosmos, was auch immer das dann am Ende bedeuten mag. Eine Entscheidung, ob er bleibe oder nicht, sei noch nicht gefallen. Diese Überlegungen will er erst in Zukunft anstellen. "Ich bin gerade hier und verfolge ein Ziel, das mir wichtig ist", sagt Leroy Sané, "daher mache ich mir keine Gedanken darüber und entscheide mich dann nach der Zeit bei der Nationalmannschaft."
Frühestens also ab kommenden Mittwoch, lieber aber erst nach dem 10. Juli, dem Tag des EM-Finals. Bis dahin könnte es dann hitzig bleiben rund um Leroy Sané.