Stehende Ovationen für die Fußballerinnen des MSV Duisburg, aufmunternder Applaus für die Herren der Schöpfung. Dass die Frauen des MSV am Mittwochabend bei der Jahreshauptversammlung des Vereins in der Gunst der rund 400 Besucher vorne lagen, hat seinen Grund: Immerhin haben die Kickerinnen von Trainerin Inka Grings ihr Saisonziel mit dem vorzeitigen Aufstieg in die 1. Bundesliga bereits erreicht, die Jungs von Ilia Gruev müssen im Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga noch abliefern.
Versammlungsleiter Markus J. Räuber hatte die Spieler bereits in ihre privaten Ruhezonen, wo sie Kräfte für das Spiel gegen Sandhausen sammeln sollten, entlassen, als Geschäftsführer Bernd Maas die wirtschaftliche Situation der KGaA aufdröselte. Die Zahlen hätten den Spielern um Kapitän Branimir Bajic noch einmal den Ernst der Lage vor Augen geführt.
Allerdings werden die Funktionäre ihrem Personal die Fakten schon längst deutlich gemacht haben. Der Ausflug in die 3. Liga war in der letzten Saison – dem Jahr nach dem Schuldenschnitt – teuer. Zu teuer. In der Aufstiegssaison verbrannte der MSV, während er von Großaspach bis Kiel über die Dörfer tingelte, 3.383.856,36 Euro – in Worten: über drei Millionen Euro.
Die zwei Spielzeiten in der 3. Liga haben die positiven Effekte des Schuldenschnitts praktisch aufgezehrt. Eine nachhaltige Gesundung und Konsolidierung ist nur in der 2. Liga möglich
Bernd Maas
Im aktuellen Fall ging die Sache für den MSV noch einmal gut: Im ersten Halbjahr in der 2. Liga erzielte der MSV einen Überschuss von 3,755 Millionen Euro und konnte das finanzielle Drittliga-Fiasko kompensieren. Doch Bernd Maas goss ein wenig Wasser in den Wein: „Wir können dieses Zweitliga-Ergebnis nicht hochrechnen.“ Der Mann der Zahlen verdeutlichte, dass dieser Gewinn auf Sondereffekte zurückgeht. Vor allem der Deal mit der Capelli-Gruppe aus New York wirkte sich in der Bilanz positiv aus.
Ins gleiche Horn blies Präsident Ingo Wald. „Die zwei Spielzeiten in der 3. Liga haben die positiven Effekte des Schuldenschnitts praktisch aufgezehrt. Eine nachhaltige Gesundung und Konsolidierung ist nur in der 2. Liga möglich.“
Maas rechnet mit Lizenz
Zum Ende des Jahres 2015 konnte der MSV immerhin sein Negativkapital reduzieren. Aufgrund des Jahresüberschusses von 195 000 Euro beträgt das Negativkapital „nur noch“ 3,08 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 3,22 Millionen Euro. Ende 2013 waren es – vor dem Schuldenschnitt – noch 11,1 Millionen Euro gewesen.
Maas ist sich sicher, beide Lizenzierungsverfahren erfolgreich abzuschließen: „Die Lizenz für die 2. Liga ist klar, es geht nur noch um ein paar formale Bedingungen. Für die 3. Liga müssen wir bis zum 31. Mai noch richtig viel tun. Ich lege mich aber fest, wird würden die Lizenz bekommen.“ Und Maas schob nach: „Aber wir steigen ja nicht ab.“
Ingo Wald ging in seiner 40-minütigen Ansprache auch auf die sportliche Situation ein und zeigte sich selbstkritisch. „Wer auf Tabellenplatz 17 steht, kann nicht alles richtig gemacht haben“, so Wald, der im gleichen Zug betonte: „Es gibt keinen Alleinverantwortlichen. Wir haben die Entscheidungen gremienübergreifend einstimmig oder im Einzelfall zumindest mit großer Mehrheit mitgetragen.“