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Pokal-Plan
Amateure wettern gegen Reform-Pläne

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Sollten die Bundesligisten entlastet werden und in Runde eins des DFB-Pokals Freilose ziehen? Die Amateur-Verein ärgern sich über die Pläne.

Es war der größte Tag im Leben des Roland Stein. Am 14. August 1994 erzielte der gelernte Betriebsschlosser in der ersten Runde des DFB-Pokals den 1:0-Siegtreffer für den TSV Vestenbergsgreuth gegen Bayern München. Giganten wie Oliver Kahn und Lothar Matthäus schlichen bedröppelt vom Platz, Stein und die Oberfranken trugen sich in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs ein.

"Dem Amateurfußball würde durch diesen grotesken Plan eine wichtige Grundlage entzogen werden. Damit wird die Basis weiter zerstört."

Günther Oberholz

Die grandiosen Erfolge der Fußballzwerge haben stets den Reiz des Pokal-Wettbewerbs ausgemacht. Geht es nach den Handlungsträgern der deutschen Profivereine, könnte damit in Zukunft Schluss sein. Bei einem Treffen von 16 Bundesligisten wurde ein neuer Modus im DFB-Pokal diskutiert. Peter Peters, Finanzvorstand des FC Schalke 04 und Vize-Präsident des Ligaverbandes, ließ allen 36 Profivereinen ein Strategiepapier mit dem Titel „Zukünftige strategische Ausrichtung der Bundesliga“ zukommen. Darin wird ein späteres Einsteigen der Bundesligisten und speziell der Europacup-Teilnehmer im DFB-Pokal angeregt. Begründet wird die Idee mit der hohen Belastung der Profis und einer geplanten Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga.

Ligaverband versucht zu beruhigen Die möglichen Änderungen schlagen hohe Wellen, bei den Amateuren sorgen sie für große Verärgerung. Der Ligaverband versucht deshalb, die erhitzten Gemüter zu beruhigen, es handele sich lediglich um einen „von Schalke 04 initiierten unverbindlichen Gedankenaustausch“ der Klubs. Reformen seien ohnehin erst ab der Saison 2019/20 möglich, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme.

Für die Amateurvereine ist dies allerdings nur ein schwacher Trost. Günther Oberholz ist Vorsitzender des Regionalligisten FC Kray. Ein kleiner Stadtteilklub aus Essen, dem in dieser Saison nur noch zwei Siege für den Einzug in den DFB-Pokal fehlen und dem deshalb ein Spiel gegen die Bayern, Schalke oder Dortmund vorschwebt. „Der Amateurfußball ist zum Träumen da“, bekräftigt Oberholz. Dass dies bald in noch größere Ferne rücken könnte, treibt dem ehrenamtlichen Funktionär die Zornesröte ins Gesicht. „Dem Amateurfußball würde durch diesen grotesken Plan eine wichtige Grundlage entzogen werden. Damit wird die Basis weiter zerstört“, moniert Oberholz.

Die gleiche Meinung vertritt Hartmut Fahnenstich, Sportlicher Leiter der SG Wattenscheid 09. Seit zehn Jahren wartet der Traditionsverein von der Lohrheide auf eine Teilnahme an der Hauptrunde des DFB-Pokals. Der Viertelfinal-Einzug im Landesverbandspokal hat die Hoffnungen des Regionalligisten auf eine Rückkehr in den lukrativen Wettbewerb geweckt. „Es ist immer schöner, wenn im Lostopf Bayern, Dortmund, Schalke und Gladbach sind. Das macht einfach diesen Wettbewerb aus“, betont Fahnenstich.

Bis heute blieben die größten Pokal-Sensationen für viele Fußballfreunde in ganz Deutschland unvergessen. In den 90er-Jahren erwischte es den großen FC Bayern sogar zweimal in der ersten Runde in der Provinz: Vier Jahre vor dem Trauma von Vestenbergsgreuth hatten sich die Bayern bereits ein peinliches 0:1 in Weinheim geleistet. Ähnlich erging es Schalke 04: Bei Rot-Weiss Essen erinnert man sich noch heute gerne an den 2:0-Sieg von 1992, fünf Jahre später flogen die Schalker mit 0:1 in Trier raus. Über den Hamburger SV lachten viele schon in den 70er-Jahren, als das Team um Stars wie Rudi Kargus und Manni Kaltz mit 1:2 beim VfB Eppingen verlor.

Guardiola hilft den kleinen Klubs Und so etwas soll künftig nicht mehr möglich sein? Ein Szenario ohne die Topklubs im Lostopf würde auch den Landesverbänden bitter aufstoßen. Hermann Korfmacher, Vorsitzender des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes, sagt: „Ich würde mir wünschen, dass diese Lösung so nicht kommt.“ Am 29. März wollen die Regional- und Landesverbände bei einer Tagung gemeinsam über die Planspiele diskutieren.

Prominente Unterstützung erhalten die Amateure ausgerechnet von dem Verein, der zuletzt die meisten Spiele bestreiten musste. Pep Guardiola, Trainer des FC Bayern, spricht sich klar gegen eine Veränderung des Pokal-Wettbewerbs aus: „Die kleinen Mannschaften verdienen es, auch gegen große zu spielen. Das ist attraktiver und besser für die Fans.“

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