Nach seinem Muskelfaserriss im hinteren rechten Oberschenkel droht Schalkes Benedikt Höwedes für ein Vierteljahr auszufallen. Irgendwie ist bezeichnend, dass sich der Innenverteidiger ausgerechnet bei einem misslungenen Hackentrick schwer verletzte. Ein großer Ballkünstler ist der Abwehrmann einfach nicht.
Auf Schalke wird nun kräftig diskutiert, ob die Verantwortlichen auf dem Transfermarkt noch einmal zuschlagen sollten, um die Lücke zu schließen oder ob die eigenen Nachwuchsspieler Marvin Friedrich, Thilo Kehrer oder auch Sead Kolasinac schon in der Lage sind, den Laden im Fall der Fälle dicht zu machen. Erstmal wird es ohnehin auf die Lösung mit Joel Matip und Roman Neustädter hinauslaufen — und damit ist Trainer André Breitenreiter in der Hinrunde gut gefahren. Höwedes fehlt in dieser Saison schließlich schon zum dritten Mal...
Der sportliche Verlust ist somit durchaus zu kompensieren, egal ob mit oder ohne Winter-Verstärkung. Trotzdem wiegt Höwedes’ Ausfall schwer, denn Führungsspieler sind auf Schalke rar. Der Kapitän ist emotionaler Antreiber des Teams, mehr als jeder andere. Sein Stellvertreter Klaas-Jan Huntelaar hat die Erfahrung, aber nicht die Ausstrahlung – und scheint allzu oft mit sich selbst beschäftigt. Spieler wie Johannes Geis und Leon Goretzka sind noch ein bisschen grün hinter den Ohren. Aber Kerle, welche die Ärmel hochkrempeln, den Mitspieler wenn es sein muss auch mal zusammenfalten, gibt es bei den Königsblauen kaum.
Das ist bedenklich, nicht etwa nur wegen des gerade auf Schalke immer besonders fleißig bemühten Klischees von der ehrlichen „Maloche“ auf dem Platz. Denn im Fußball kann Mentalität Qualität schlagen. Nicht immer, doch die richtige Einstellung kann in knappen Partien sehr wohl den Ausschlag zu Gunsten der kämpferischeren Mannschaft geben.
So wird interessant zu sehen sein, wo Schalke steht, wenn Höwedes zurückkehrt. Und wie viele Punkte mehr S04 wohl mit einem echten Anführer geholt hätte.