Vor Beginn einer neuen Saison herrscht üblicherweise eine große Euphorie – in Essen wie an allen Orten, an denen Fußball gespielt wird. Diese ist umso größer, wenn es einen neuen Trainer oder einen neuen Sportlichen Leiter gibt. „Jetzt wird alles viel besser, als es vorher war“, ist da der allgemeine Tenor. Denn solange das erste Pflichtspiel noch nicht angepfiffen wurde, darf jeder große Träume haben. RWE ist mit einem neuen Sportlichen Leiter, einem neuen Trainer und einem neuen Motto in die Saison 2015/16 gestartet. „Wir.Essen.Gemeinsam“ sollte es unter Andreas Winkler und Jan Siewert heißen. Alle zusammen für den Erfolg von RWE. Kurz vor dem Ende der Hinrunde muss man festhalten, dass sich der Erfolg in Grenzen hält und auch die Gemeinsamkeit zu wünschen übrig lässt.
Immerhin in einem Punkt sind sich die Verantwortlichen derzeit einig. Man müsse gemeinsam aus dieser Krise kommen, betonen Winkler, Siewert und auch Michael Welling. Der Präsident von RWE ließ nach dem enttäuschenden 1:1 gegen den kleinen Nachbarn FC Kray keinen Zweifel daran, dass der Sportliche Leiter und der Trainer nicht um ihren Job bangen müssen. Der Druck auf beide ist kurz vor der Winterpause trotzdem groß. Winkler muss in der Spielpause zwingend die richtigen Verpflichtungen tätigen und Siewert ist gefordert, in seiner zweiten Vorbereitung als RWE-Trainer aus seinem Kader eine Mannschaft zu formen.
Bisher erwecken die Spieler auf dem Platz noch nicht den Eindruck, als wären sie bereits zusammengewachsen. Der Motor stockte auch im 22. Pflichtspiel der Saison noch gewaltig - sogar deutlicher als noch einige Wochen zuvor. Die Suspendierung von Neuzugang Kevin Behrens und die öffentliche Kritik des Trainers an der Einstellung des wechselwilligen Cebio Soukou zeigen, dass im Team wahrlich nicht alles stimmt. Dem Vernehmen nach sind diese beiden Fälle nur die Spitze des Eisberges. „Wir.Essen.Gemeinsam“? Aktuell kochen an der Hafenstraße zu viele ihr eigenes Süppchen.
Die Sportliche Leitung ist im Winter gefordert, das zu ändern – wenn es sein muss durch personelle Korrekturen. Die Gelegenheit, dem vom Verein vorgegebenen Motto gerecht zu werden, bekommen Winkler und Siewert. Gelingt es ihnen nicht, dann stehen sie irgendwann doch alleine da. So ist es in Essen wie an allen Orten, an denen Fußball gespielt wird.