Die positive sportliche Entwicklung und die langsamen Fortschritte im finanziellen Bereich haben in der Vorwoche für eine äußerst harmonische Mitgliederversammlung gesorgt. Für Trainer Andreas Zimmermann war die Stimmung sogar eine Nuance zu gut. Dass Aufsichtsratschef Hartmut Gieske offen vom Aufstieg sprach und vier Siege aus den letzten vier Spielen forderte, mag zwar im Umfeld gut ankommen, konstruktiv für die Mannschaft sind solche Ansagen aber nur bedingt. „Wenn der Boss sagt, dass er vier Siege will, ist das sein gutes Recht. Im sportlichen Bereich sehen wir die Sache etwas nüchterner“, sagt Zimmermann und fügt hinzu: „Wenn ein Remis dabei sein sollte, geht die Welt auch nicht unter für uns. Wir sollten jetzt nicht ausflippen, denn in dieser starken Liga kann man Erfolg nur sehr schwer planen.“
Einigkeit sollte aber darüber herrschen, dass die Kleeblätter bisher auf eine sehr erfreuliche Saison zurückblicken können. Abgesehen von der peinlichen Heimpleite gegen den FC Kray und der unnötigen Niederlage in Wattenscheid, haben die Rot-Weißen die Erwartungen trotz widriger Umstände erfüllt. So konnte der Ausfall von Schlüsselspieler Robert Fleßers erstaunlich gut kompensiert werden. Auch die beiden Neuzugänge Tim Hermes und Kai Nakowitsch standen aufgrund von Verletzungen über weite Strecken der Hinrunde nicht zur Verfügung. Der dritte Platz und nur drei Zähler Rückstand sind eine mehr als zufriedenstellende Bilanz, auch wenn Zimmermann noch eine Steigerung fordert. „Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen“, unterstreicht der Ex-Profi. Bei 31 Zählern aus 16 Spielen fehlen drei Punkte, um seine geforderte Zwei-Punkte-Regel zu erfüllen. „Wenn wir diesen Schnitt erreichen, liegen wir im Soll. Aktuell wäre das in der Tabelle Platz eins“, ergänzt Zimmermann mit einem Augenzwinkern.
Ein unrealistisches Ziel ist das für die Oberhausener in der derzeitigen Verfassung nicht. In den letzten zehn Spielen musste die Mannschaft nur eine Niederlage hinnehmen. Vor allem in der Offensive läuft es mit dem magischen Dreieck um Simon Engelmann, Raphael Steinmetz und David Jansen wie geschmiert. RWO hat sich im vierten Regionalliga-Jahr endgültig zu einer Spitzenmannschaft entwickelt. Und das ist insbesondere ein Verdienst des Trainers, dessen Handschrift deutlich zu erkennen ist. Trotz eines, im Vergleich zur Ligaspitze, überschaubaren Etats, hat Zimmermann zusammen mit seinem Trainerkollegen Dirk Langerbein und Frank Kontny eine schlagkräftige Truppe auf die Beine gestellt.
Demnach ist es nachvollziehbar, dass der Verein über eine Vertragsverlängerung mit Zimmermann nachdenkt. Das Arbeitspapier des 45-Jährigen läuft am Saisonende aus. Erste Gespräche sind für die Winterpause angekündigt. „Wir wollen nach der Hinrunde einige wichtige Personalentscheidungen treffen. Dabei wird es auch um den Trainer gehen“, erklärt Kontny. Auch Zimmermann wäre an einer frühzeitigen Lösung interessiert. “Wir wollen uns in der Rückrunde nur auf das Wesentliche konzentrieren. Deshalb wäre es gut, wenn wir uns in der Pause zusammensetzen“, sagt „Zimbo", der einen Verbleib für möglich hält. „RWO ist mein erster Ansprechpartner, denn ich fühle mich sehr wohl hier. Wichtig ist, dass die Perspektive stimmt. Denn über kurz oder lang will ich hoch hinaus.“
Zumindest in diesem Punkt sollte zwischen Verein und Trainer schon Einigkeit bestehen.