Doch ist der VfL tatsächlich schon ein Aufstiegskandidat? Oder ist die momentane Platzierung eine Verkettung glücklicher Umstände? RevierSport mach den Aufstiegs-Check. Von Freitagmittag bis Dienstagmorgen ist die Übungsstätte an der Castroper Straße verwaist. Nach zehn Spielen in Liga zwei und einer Partie im DFB-Pokal gönnt Trainer Gertjan Verbeek seinen Schützlingen dreieinhalb freie Tage am Stück. Ein Novum. Doch die Großzügigkeit des Niederländers ist nicht dem überraschend deutlichen 5:0-Sieg in Fürth geschuldet, sondern der akribischen Halbjahresvorbereitung. Verbeek, der Grantler, überlasst nichts dem Zufall. Und während der eine oder andere beim Namen des Trainers die Faust in der Tasche ballen mag, verweisen die Befürworter auf seine Arbeit.
Diese könnte nach zehn Spieltagen kaum besser sein. Während sich Sportvorstand Christian Hochstätter mit allen Protagonisten darauf geeinigt hat, ein konkretes Saisonziel nicht zu propagieren, werden auf dem Platz eindrucksvoll Fakten geschaffen. RevierSport vergleicht die zu Beginn ebenfalls erfolgreiche letzte Spielzeit (zehn Spiele, eine Niederlage, Platz acht) mit der laufenden Saison. Der Blick auf die Zahlen Vor zwölf Monaten hatte der VfL Bochum 15 Punkte, jetzt sind es schon 21. Bislang kassierte man nur sieben Gegentreffer und halbierte damit die Einschläge im eigenen Kasten. Vorne knipste in dieser Saison der VfL einmal mehr, obwohl bisher erst vier Heimspiele zu Buche standen; im Vorjahreszeitraum waren es sechs (alle 1:1). Die Konstante: Simon Terodde, der für seine ersten acht Saisontore zehn Spiele benötigte. Markant ist auch, dass der VfL unter Gertjan Verbeek gegenüber der Ära Peter Neururer seine Laufleistung deutlich gesteigert hat. Im Schnitt ist der VfL drei Kilometer mehr unterwegs. Während es unter Neururer erhebliche Schwankungen von Spieltag zu Spieltag gab, blieb die Laufleistung unter Verbeek weitgehend konstant. Die Torhüter Andreas Luthe ist endlich gesund und spielt bisher eine überragende Saison. Kein Schlussmann hat in Liga zwei weniger Gegentreffer kassiert, als Luthe. Manuel Riemann ist der Leidtragende, der sein Können nur im Training und im Pokal unter Beweis stellen konnte. Kurz: Zwischen den Pfosten ist der VfL erstklassig besetzt.
Die Abwehr Bochums Sorgenkind der letzten Saison mutiert zum Bollwerk. Ein gesunder Timo Perthel, ein Felix Bastians in der Innenverteidigung und ein lauffreudiger Stefano Celozzi bilden das Gerüst um Kapitän Patrick Fabian. Seit dem Saisonbeginn stehen sie für ein funktionierendes Quartett, das selbst die Verletzung von Bastians gut kompensieren konnte. Giliano Wijnaldum und Malcolm Cacutalua machen Fortschritte. Jan Simunek wäre, wenn endlich gesund, eine echte Verstärkung. Das Mittelfeld Auch hier verfügt der VfL über ausreichend Optionen. Tim Hoogland, Anthony Losilla und Janik Haberer erhalten zunehmend Druck durch Thomas Eisfeld und in Kürze wohl auch durch Tobias Weis. Hier hat der VfL einen großen Qualitätsgewinn zu verzeichnen. Besonders positiv: Die Arbeiter im Mittelfeld entlasten die Viererkette, die sich deswegen auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren kann. Der Angriff Trainer Verbeek hat im Angriffsspiel die Qual der Wahl. Ob Marco Terrazzino, Simon Terodde, Peniel Mlapa oder Eigengewächs Onur Bulut – die Offensivreihe bereitet jedem Gegner Sorgen. Die Verknüpfung mit dem Mittelfeld, vor allem über den immer wieder in die Spitze vorstoßenden Haberer, macht die Angriffe der Bochumer unberechenbar.
Wo drückt der Schuh? Der VfL braucht für eine Top-Platzierung starke Alternativen auf der Bank in allen Mannschaftsteilen. Ein genesener Simunek, ein gesunder Weis und ein fitter Selim Gündüz könnten die nötigen Prozentpunkte geben. Fazit Der VfL verfügt über einen lauffreudigen, spielstarken und zum Teil Erstliga-reif besetzten Kader, der bereit sein wird, wenn die Konkurrenz schwächelt. Der große Vorteil in Sachen Aufstieg: Alles kann, aber nichts muss.