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Wattenscheid: Werner Scholz zwischen Nostalgie und Wirklichkeit
Wenn der Jumbo landet...

Wattenscheid: Werner Scholz zwischen Nostalgie und Wirklichkeit
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252 Bundesliga-Spiele absolvierte Werner Scholz in seiner Laufbahn, in den 70er Jahren zählte er zum Stamm des VfL Bochum, 1969 wurde er mit Alemannia Aachen Deutscher Vizemeister. Seit einem Jahr ist der 62-Jährige "Rentner", hat aber noch einen ausgefüllten Termin-Plan. Bei der SG Wattenscheid kümmert er sich um die Torhüter.

Vier Verbandsliga-Spieler plus Nachwuchs-Talente werden versorgt. "Ein Hobby", sagt der Familienvater, "ich mache mir an der Lohrheide bestimmt nicht die Taschen voll." Der Absturz aus der Oberliga Westfalen ging auch am ehemaligen Profi-Schlussmann, der seine höherklassige Karriere 1982 bei Rot-Weiss Essen mit 16 Zweitliga-Nominierungen ausklingen ließ, nicht spurlos vorüber. "Das war schon hart", räumt er ein. Die Frage, warum er sich die vielerorts als "Grottenliga" verachtete Fünftklassigkeit überhaupt noch antut, beantwortet er so: "Wir haben hier professionelle Bedingungen. Man hängt natürlich am Verein. Ich bin seit 1995 in Wattenscheid, habe erst die A-Jugend-Torleute betreut. Dann haben Peter Martin und Christoph Jacob aus dem damaligen Zweitliga-Kader gefragt, warum sie nicht auch so eine Betreuung bekommen. Hannes Bongartz hat mich dann zu den Profis rübergeholt."

Damals waren die Zeiten noch besser, selbst nach dem Abrutschen in die Regionalliga konnte Wattenscheid eine ordentliche Klinge schlagen. Scholz: "Wenn man bedenkt, wer bei uns alles im Kader stand: Die Altintop-Zwillinge, Marius Ebbers oder Mirko Stark, alles prima Jungs, das war eine Super-Truppe." Bis auf Letztgenannten schafften es alle in die Bundesliga. Scholz: "Wenn man etwas mehr Möglichkeiten gehabt hätte, wäre es vielleicht mit der Rückkehr nach oben etwas geworden. Viel hat teilweise nicht gefehlt, wenn ich zum Beispiel ans Jahr 2000 denke. Da haben wir Ahlen, die mit Jupp Tenhagen aufgestiegen sind, zwei Mal geschlagen."

Während andere Vereine emporstiegen, rutschte Wattenscheid ab. Der ehemalige Keeper: "Ich war kürzlich bei der 100-Jahr-Feier von Hamborn 07, wo ich früher von der D-Jugend bis zur ersten Mannschaft in der Regionalliga West gespielt habe. Wenn man sieht, wo die jetzt in der Landesliga hinmüssen, ist das noch bitterer."

Doch solche "Dorf-Touren" hat Wattenscheid in der Westfalen-Gruppe II auch vor sich. "Ohne andere Clubs herabzusetzen, aber da gibt es Kabinen, wo du mit 20 Spielern nicht auf ein Mal reinpasst und Vereins-Gelände, auf denen du erst Mal 100 Meter die Koffer schleppen musst. Das ist schon eine Umstellung, wenn man bedenkt, in welchen Stadien vor ein paar Jahren noch aufgelaufen sind. Da waren die Partien, die jetzt in der Meisterschaft warten, alles Freundschafts-Spiele."

Dazu kommen teils alte Kunstrasen-Generationen. Scholz: "Ich sage immer im Scherz: Da, wo in der Woche der Jumbo landet, spielen wir am Sonntag." Um im Bild zu bleiben: Wattenscheid muss das Triebwerk zünden, darf nicht in einen Schlingerkurs geraten. "Richtig", sagt der gebürtige Hamborner, "wir müssen erst Fuß fassen, dürfen nicht ins Hintertreffen geraten. Viele werden sagen: Den 09ern zeigen wir's! Wir haben immer noch einen Namen. Wenn bei uns Mannschaften mittwochs oder freitags unter Flutlicht spielen, dann ist das ein Highlight." Das Rezept für die neue Saison hat der Routinier parat: "Möglichst mit breiter Brust auftreten, ehrgeizig sein und uns etablieren." Vielleicht kommen dann wieder bessere Zeiten.

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