VfL Bochum U19

Durchmarsch nach ganz oben

Dementsprechend hat sich die Arbeit bei den A-Junioren auch verändert, es findet jetzt eine noch engere Verzahnung mit den Profis statt, als es für die U19-Kicker bislang ohnehin schon der Fall war. Denn auch schon unter Peter Neururer haben die größten Talente immer mal wieder bei den Profis reinschnuppern dürfen.

Die Umstrukturierung macht sich jetzt aber auf ganz anderer Ebene bemerkbar. Talente wie Gökhan Gül oder Evangelos Pavlidis, der eigentlich jetzt erst von der U17 in die A-Jugend aufgestiegen wäre, rutschen gleich nach ganz oben durch und werden überwiegend bei den Profis arbeiten. „Das ist schon etwas anderes“, erklärt U19-Trainer Thomas Reis, der in der Vorbereitung mit seinen Jungs gleich auf zahlreiche seiner Spieler verzichten muss. Frederik Lach, Roman Zengin, Görkem Saglam und Cagatay Kader zählen offiziell ebenfalls zum Kader der ersten Mannschaft.

Ich habe sie weiter unter Kontrolle

Thomas Reis über seine Talente, die bei den Profis trainieren

Doch Reis bleibt gelassen: „Ein großes Pro­blem stellt das hoffentlich nicht dar, da wir in allen Mannschaften mit dem gleichen Konzept arbeiten. Was oben trainiert wird, das machen wir auch. Also sollten sich die Jungs, wenn sie runter kommen, schnell bei uns einfinden.“ Hinzu kommt, dass Reis bei den Einheiten der Profis Trainer Gertjan Verbeek zur Seite steht und so auch seine Schützlinge im Training beobachten kann. "Ich habe sie also weiter unter Kontrolle und kann sie genauestens beobachten", erklärt Reis mit einem Schmunzeln.

Der neue, alte U19-Coach weiß natürlich um die Chance, die sich seinen Spielern damit bietet. Von ihren Vorbildern können sie sich fußballerisch eine Menge abschauen. Und auch ihr Selbstbewusstsein wird ganz sicher durch den engen Kontakt zu den Profis wachsen.

Allerdings sieht Reis hierin auch das größte Problem, das auf ihn und seine Spieler zukommen könnte. Sollten sie - und das wird sicherlich häufiger vorkommen - am Wochenende für die A-Junioren spielen, dann dürfen sie das nicht als Rückschritt ansehen, erklärt Reis. "Ich hoffe, dass sie das vom Kopf her hinkriegen." Der Spagat könnte für den einen oder anderen Spieler etwas schwieriger werden. Wer viel Zeit mit den Profis verbringt, sieht sich in dem Alter auch mal schnell zu höherem berufen und träumt von der eigenen großen Karriere. "Wir müssen den Jungs immer wieder vermitteln, dass sie auch in der A-Jugend ihre Leistung bringen müssen", sagt Reis und nimmt sich damit auch selbst ein bisschen in die Pflicht. "Ich möchte, dass sie gut spielen, aber sie sind auch keine Maschinen", fasst er zusammen. "Wenn sie in einem Loch stecken, müssen wir ihnen helfen, da wieder rauszukommen."

Und wenn das nicht gelingt, dass ist das Abenteuer erste Mannschaft schneller zu Ende, als es begonnen hat. Das macht Reis klar. "Jeder in unserer A-Jugend hat die gleichen Möglichkeiten. Wenn bei einem Spieler die Entwicklung voran geht, dann wird er nach oben geschickt."

Und auch wenn der Trainer jedem seiner Schützlinge diesen Sprung ermöglichen möchte, Reis freut sich über jeden, den er für seinen Kader zur Verfügung hat. Schließlich kämpft er in der A-Junioren-Bundesliga West in diesem Jahr mit einer ganz jungen Mannschaft. "Wir haben nur fünf oder sechs Altjahrgänge", erzählt er und fügt hinzu: "Die Jungs hatten schon letztes Jahr in der U17 Schwierigkeiten und haben erst am Ende den Klassenerhalt geschafft." Die Saison 2015/16 wird also kein leichtes Unterfangen für den VfL. Auch wenn Reis fest daran glaubt, "dass keiner so eine Saison noch einmal michmachten möchte."

Die Jungs sind keine Maschinen

Thomas Reis

Und auch das ist für ihn eine Sache der Einstellung. "Sie müssen einfach verinnerlichen, dass es mit halber Kraft nicht geht. Sie spielen jetzt gegen Ältere, die teilweise besser ausgeblidet sind, als sie. In den Zweikämpfen müssen sie dann unbedingt dagegen halten." Damit das auch gelingt, überlässt Reis nichts dem Zufall. Ins Trainingslager in den Schwarzwald hat er extra einen Videoanalysten mitgenommen, der die Einheiten und Testspiele aufgezeichnet hat. Teilweise in Einzelgesprächen hat der Coach seine Spieler dann auf die Fehler hingewiesen. "Sonst geht es da rein und da raus", erklärt Reis, der sich selbst in diesem Fall als sehr kleinlich bezeichnet. "Aber ich will ja auch, dass die Jungs besser werden." Und nach Möglichkeit irgendwann alle mal bei den Profis spielen...