Auch für die Journalisten, die regelmäßig über Borussia Dortmund berichten, war es eine ungewohnte Situation. Stolze sieben Jahre lang kam stets Jürgen Klopp zur Pressekonferenz durch die Tür, am Mittwoch war es erstmals Thomas Tuchel. Es fühlte sich an wie ein Neuanfang – und genau den kann der BVB dringend gebrauchen.
Sieben Jahre sind eine lange Zeit. Eine Zeit, in der vieles zur Gewohnheit wird, was am Anfang noch besonders war. Das gilt selbst für Finalspiele. Dabei sollten diese doch eigentlich das Highlight einer jeden Saison sein. Wer es schafft, in einem K.o.-Wettbewerb bis zum Schluss mit dabei zu sein, erlebt normalerweise eine ganz spezielle Atmosphäre, die ein solches Finale umgibt. In diesem Jahr erlebten die Beobachter etwas anderes. Der BVB stand im vierten Jahr nacheinander in einem Finale und die Stimmung im Berliner Olympiastadion war mau. Dabei zu sein, fühlte sich für viele nicht mehr besonders an. Obwohl mehr Schwarzgelbe vor Ort waren als je zuvor, hielt sich die Euphorie in Grenzen. Und das hatte relativ wenig mit dem Spielverlauf zu tun.
Der BVB ist satt, er ist enttäuscht, weil er es gewohnt ist, Großes zu erleben. Und obwohl die Dortmunder Jürgen Klopp lieben, war auch sein Abschied nicht mal mehr besonders emotional. Dafür herrschte bei den meisten einfach eine zu große Vorfreude auf etwas Neues, auf ein Ausbrechen aus den alten Gewohnheiten, auf eine Veränderung. Für all das steht Thomas Tuchel. Der neue Trainer, der nach seinem Abschied aus Mainz zuletzt ein Jahr lang die Öffentlichkeit weitgehend gemieden hat, ist angekommen. Und mit ihm kommt ein Gefühl des Aufbruchs. Er übernimmt den BVB nicht an der Spitze, sondern kann aus der Rolle des Verfolgers starten. Und er kann Veränderungen herbeiführen, die unter Klopp nicht mehr möglich schienen, weil viele Abläufe einfach zu festgefahren waren und die Verbindung zur Mannschaft zu eng.
Unter Tuchel, dem Analytiker, kann jeder Spieler bei null beginnen. Ein Neuanfang eben. Dem Auftreten des BVB sollte das zuträglich sein. Und vielleicht fühlen sich dadurch zukünftige Erfolge auch wieder besser an.