Es wirkte zuletzt so, als hätte der FC Kray nach der Ära Wißel endlich wieder den perfekten Trainer gefunden. Wer erinnert sich nicht an das Chaos aus der letzten Saison, als mit Ober-Flop Christoph Klöpper, Rückkehrer Lars Krüger, Wandervogel Karsten Hutwelker und Interimscoach Denis Tahirovic gleich vier verschiedene Übungsleiter auf der Bank Platz nahmen. Mit Michael Lorenz hatten die Verantwortlichen um den Sportlichen Leiter Fabian Decker kurz nach dem Regionalliga-Aufstieg eine probate Lösung aus dem Hut gezaubert, die dem Verein letztlich eine historisch gute Saison beschert: Der vorzeitige Klassenerhalt, garniert mit den beiden Siegen an der Hafenstraße, und der Einzug in das Pokal-Halbfinale auf Verbandsebene sind für einen Verein mit derart bescheidenen Rahmenbedingungen ein grandioser Erfolg. Lorenz machte trotz seiner mangelnden Trainererfahrung stets einen abgeklärten und souveränen Eindruck. Gerade im impulsiven Krayer Umfeld war seine besonnene Art Gold wert.
Umso überraschender und frustrierender war am Mittwoch aus Krayer Sicht die Nachricht, dass der gebürtige Berliner um eine vorzeitige Vertragsauflösung gebeten hat. Seitdem wird wild darüber spekuliert, ob Lorenz seinen Dienst in Kray quittiert, um möglicherweise beim großen Stadtnachbarn Rot-Weiss Essen anzuheuern, der nach der Entlassung von Marc Fascher noch immer keinen passenden Trainer gefunden hat. Auf den ersten Blick würde ein derartiger Wechsel für beide Seiten durchaus Sinn machen. Lorenz hat einige erfolgreiche Jahre als Spieler an der Hafenstraße verbracht, sein Bruder Stefan ist bei RWE fest angestellt und schließlich hat er in Kray bewiesen, dass er das Zeug zu einem guten Trainer hat.
RWE-Engagement vorerst ausgeschlossen
Dennoch ist nach RS-Informationen derzeit ausgeschlossen, dass Lorenz den Posten bei den Rot-Weissen übernehmen wird. Der zweifache Familienvater ist beim Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) angestellt und daher beruflich stark eingespannt. Die Doppelbelastung zwischen Arbeit und Fußball war für Lorenz zuletzt eindeutig zu groß. Darüber hinaus sucht RWE einen Trainer, der für das Haifischbecken Hafenstraße mehr Erfahrung mitbringt. Möglich wäre, dass Lorenz künftig wieder bei einem Amateurverein anheuert. Im Vorjahr betreute er noch den Oberhausener Landesligisten Arminia Klosterhardt. Nach dem letzten Spiel bei der Kölner Viktoria (Samstag, 14 Uhr) will sich Lorenz erstmals zu seiner Zukunft äußern.
Dann beginnt für den FC Kray auch die Suche nach einem Nachfolger. Decker hatte bereits am Mittwoch angekündigt, dass die Freude über den Ligaverbleib und der überraschende Abgang des Erfolgstrainers erst verarbeitet werden müssten, ehe die neue Trainerfrage in Angriff genommen wird. Über einen Mangel an Bewerbern dürften sich Decker und Co. in den nächsten Tagen nicht beschweren können. Die positive sportliche Entwicklung hat dem Stadtteilklub sehr viel Respekt und Anerkennung verschafft.
Lesen Sie auf Seite 2: RevierSport hat fünf Kandidaten im Auge, die das Erbe von Lorenz antreten könnten: