Borussia Dortmund

Wie Immobile beim BVB fremdelt

Doch auch in Hoffenheim verfestigt sich der Eindruck, dass sich Ciro Immobile und der BVB fremd geblieben sind. In der 84. Minute kam dann doch so eine Szene, wie sie dieser Mittelstürmer braucht: Von der Seite wurde der Ball flach in den Strafraum gespielt, Ciro Immobile kam herangerauscht, schoss flach, hart - und genau auf Oliver Baumann, den Torhüter der TSG Hoffenheim. Kurz vor Schluss hatte Immobile die Riesenchance verpasst, Borussia Dortmund zu einem 2:1-Sieg im Kraichgau zu schießen - und selbst endlich mal wieder einen positiven Eindruck zu hinterlassen.

Viel Zeit dazu hatte er ohnehin nicht gehabt, in der 74. Minute erst schickte ihn Trainer Jürgen Klopp beim Stand von 1:1 aufs Feld. Bei dem Spielstand blieb es bis zum Schuss - weil Immobile zwar ackerte, rannte und kämpfte, aber eben nicht das tat, wozu Stürmer eben da sind: Tore zu schießen oder zur Not auch mal eines vorbereiten.

"Ciro hat auch noch einmal richtig Leben hineingebracht", lobte Trainer Jürgen Klopp zwar seinen Spieler - doch die freundlichen Worte konnten nicht verbergen, wie gering das sportliche Ansehen des italienischen Neuzugangs in Dortmund inzwischen ist: Selbst nach einer Woche, in der sich der BVB durch intensive 120 Pokalminuten beim FC Bayern München gekämpft hatte, war der ausgeruhte Immobile - er war in München nicht zum Einsatz gekommen - offenbar kein Thema für die Startelf.

Und so verfestigte sich bei diesem Gastspiel in Baden-Württemberg ein Eindruck, der sich schon seit Wochen aufdrängt: Dass hier nicht zusammenwächst, was nicht zusammengehört, dass aus der Zweckbeziehung zwischen dem italienischen Torjäger und dem deutschen Vizemeister wohl keine Liebesbeziehung mehr wird.

In der Startelf bei einem Bundesligaspiel stand Immobile zuletzt Anfang Februar, am 19. Spieltag gegen den FC Augsburg - und schaffte es, beim 0:1 in einer enttäuschenden Mannschaft noch negativ aufzufallen. Seine letzte Torbeteiligung in der Liga ist noch länger her: Gegen Ende der Hinrunde, beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg, traf er selbst und bereitete ein weiteres Tor vor - es war einer von ganz wenigen rundum überzeugenden Auftritten. Der Italiener tut sich schwer mit dem Dortmunder Offensivspiel, er legt im Spiel zwar weite Strecken zurück, fremdelt aber erkennbar mit dem Arbeitsgebiet außerhalb des Strafraumes. Anders als sein Vorgänger ist er weniger ein mitspielender als ein vollstreckender Stürmer.

Es ist also eine gewisse Anpassung erforderlich - vom Stürmer oder der Mannschaft. In der Vorbereitung auf die Saison experimentierte der BVB tatsächlich mit einem Zwei-Mann-Sturm. Doch als der Ernstfall losging, wurden sämtliche getestete Formationen flugs wieder eingemottet und man kehrte im Wesentlichen zur Herangehensweise der vergangenen Jahre zurück. Es lag nun also beim Neuzugang, sich an die Umstände anzupassen - doch immer stärker wuchsen zuletzt die Zweifel, ob der Italiener dazu in der Lage ist.

In den vergangenen Wochen reichte es meist nur für Kurzeinsätze, wenn etwa Trainer Klopp bei Rückstand auf die Brechstange setzte oder kurz vor Schluss durch eine Einwechslung Zeit von der Uhr nehmen wollte. Länger als eine Viertelstunde stand Immobile in der Liga seit dem 0:1 gegen Augsburg nicht mehr auf dem Platz. Gelegenheiten, auf sich aufmerksam zu machen, hatte der 18-Millionen-Euro-Einkauf somit nicht allzu viele - und nutzte kaum eine.

Und so gilt Immobile inzwischen als der teuerste Beleg dafür, dass der sportlichen Leitung des BVB in der Sommerpause ihr sonst so glückliches Händchen für Transfers fehlte - und dass auch Trainer Klopp in dieser Spielzeit große Schwierigkeiten damit hatte, Neuzugänge in seine Elf zu integrieren.

So stehen die Zeichen zwischen Immobile und dem BVB nach nur einem Jahr schon wieder auf Trennung, aus Italien ist unter anderem vom Interesse des AC Mailand am italienischen Nationalspieler zu hören. Sollte der Klub aus der Serie A tatsächlich ein Angebot vorlegen, und sollte dieses nicht allzu deutlich unter jener Summe liegt, die der BVB 2014 für Immobile ausgab, würde man dem Stürmer wohl keine Steine in den Weg legen.