Selten waren Erleichterung und Freude bei allen RWE-Sympathisanten so groß, wie nach dem hart erkämpften 2:0-Erfolg am Dienstagabend über den FC Kray. Die zwei Niederlagen in der Meisterschaft gegen den Underdog aus dem Essener Osten hatten beim gesamten Verein Spuren hinterlassen. Um eine erneute Blamage gegen den Lokalrivalen zu vermeiden, wurden an der Hafenstraße sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt. Der Trainerwechsel von Marc Fascher zum Duo Lucas/Reiter sollte den dringend benötigten frischen Wind bringen. Letztlich reichten diese Maßnahmen aus, um die aufmüpfigen Krayer im dritten Anlauf zu bezwingen. "An der Hafenstraße wurde in den letzten Wochen sehr viel bewegt. Das hat sich nun ausgezahlt. Gleichwohl ehrt es uns natürlich, dass RWE so viel für dieses Spiel investiert hat", sagte Krays Trainer Michael Lorenz.
Obwohl er an seiner alten Wirkungsstätte erneut einen überzeugenden Auftritt seiner Mannschaft sah, schwang auch eine Portion Enttäuschung bei Lorenz mit. Nach dem Heimsieg am vergangenen Samstag gegen Alemannia Aachen hatte nicht wenige aus dem Vereinsumfeld vom Finaleinzug geträumt. Tatsächlich hatte es die Krayer sogar selbst in der Hand, den Derby-Hattrick einzufahren. Im Gegensatz zum 1:0-Sieg Ende Februar war das Glück dieses Mal nicht auf der Seite des Außenseiters. Gleich mehrere hochkarätige Möglichkeiten ließ der FCK zum Teil auch leichtfertig liegen. "Ich hätte gerne gesehen, was hier los gewesen wäre, wenn Kevin Kehrmann nach fünf Minuten das 1:0 macht", kommentierte Lorenz die erste von insgesamt fünf vergebenen Großchancen seines Teams.
Das war eine tolle Werbung für die Stadt Essen
Günther Oberholz
Der frühere Landesligist konnte nach 90 intensiven Minuten mit Fug und Recht behaupten, den Rot-Weissen auf Augenhöhe begegnet zu sein. Ein Umstand, der die Enttäuschung über den verpassten Finaleinzug frühzeitig weichen ließ. "Unsere sportliche Leitung kann stolz sein. Wir haben ein gutes, faires und ausgeglichenes Derby gesehen. Vor einem bundesweiten TV-Publikum war das eine tolle Werbung für die Stadt Essen", findet FCK-Präsident Günther Oberholz.
Ausreichend Zeit, um sich über diese positive Entwicklung zu freuen, bleibt dem FC Kray nicht. Im Kampf um den Regionalliga-Klassenerhalt lauten die nächsten vier Gegner nun VfL Bochum II, Rot-Weiß Oberhausen, Sportfreunde Siegen und KFC Uerdingen. Innerhalb von nur zwei Wochen finden diese vorentscheidenden Spiele statt.
Eine harte Bewährungsprobe für die Feierabend-Kicker von der Buderusstraße, die schon gegen RWE vereinzelt an körperliche Grenzen gestoßen sind. "Zwei Spiele gegen Aachen und Rot-Weiss innerhalb von vier Tagen sind für uns ein echtes Brett. Das hat man dem einen oder anderen auch angemerkt. Wir müssen uns jetzt durchbeißen, denn wenn wir die Klasse nicht halten, wäre alles bisher Erreichte umsonst gewesen", meint FCK-Manager Fabian Decker, der dem Ausscheiden im Pokal am Ende doch noch etwas Positives abgewinnen konnte. "Wir sind selbstverständlich nicht glücklich über die Niederlage. Allerdings wären uns die sechs Punkte gegen RWE in der Liga zu jedem Zeitpunkt wichtiger gewesen als der Einzug in das Pokalfinale."