Michel Amaral

"Ich stand mir selbst im Weg"

Mittlerweile kommt es eher selten vor, dass ein Nachwuchstalent in Deutschland noch bis zu seinem fünfzehnten Lebensjahr nicht in der Jugendabteilung eines Profivereins untergekommen ist. Zur Jahrtausendwende war das noch anders: Vor der Spielzeit 2000/01 wechselte der damals 15-jährige Michel Amaral aus der U19 des Hasper SV in die B-Jugend des Zweitligisten MSV Duisburg. Zwei Jahre später ging es sogar in die höchste deutsche Spielklasse zum FC Schalke 04.

In der Bundesliga kam der Deutsch-Portugiese allerdings nie zum Einsatz. „Ich habe einfach Pech gehabt. Gerade als ich das erste Mal in den Profikader berufen wurde, habe ich mir einen dreifachen Bänderriss zugezogen“, beschreibt er, wie denkbar knapp er am Sprung in den Profibereich gescheitert ist. Die schwere Verletzung will er allerdings nicht als einzige Ursache für das knappe Scheitern gelten lassen. „Ich stand mir selbst im Weg“, gibt er zu und gesteht: „Ich habe nicht für das Profigeschäft gelebt. Das Talent war da, aber ich war vom Kopf her nicht reif.“ Auch an dieser Aussage merkt man, dass sich Amaral weiterentwickelt hat, was auch sein Trainer Roman Reichel bestätigt: „Michel ist durch seine große Erfahrung sehr wichtig für die Mannschaft. Er leitet die jungen Spieler und weiß genau, was er auf dem Platz zu tun hat.“

Trotz des damaligen schweren Rückschlags, reichte es für den „Zehner“ trotzdem noch zu immerhin zehn Regionalliga-Einsätzen für den SC Verl, in denen er ein Tor erzielte. Über die Stationen SF Oestrich-Iserlohn und FC Iserlohn landete er dann vor der aktuellen Saison beim SV Hohenlimburg, wo sein Coach äußerst zufrieden mit ihm ist: „Er ist ein Vorbild.“ Amaral selbst hingegen hadert mit der aktuellen, sportlichen Situation der Hagener: „Ich bin nicht vollends zufrieden, weil wir nicht unser komplettes Potenzial ausgeschöpft haben.“ Nach 16 Spieltagen steht der Sportverein auf dem fünfte Rang, 13 Punkte hinter dem Spitzenreiter SpVg Olpe.

Er ist ein Vorbild.

Roman Reichel über Michel Amaral

Für seinen Trainer hat er im Gegenzug allerdings auch ein paar nette Worte parat: „Roman ist ein junger, akribisch arbeitender Trainer und absolut der richtige Mann für unsere Mannschaft.“ Auch Reichel weiß um die Stärken seines „Spielgestalters“: „Michel hat einen sehr guten Rhythmus. Er kann in den entscheidenen Situationen das Spiel schnell machen, tritt aber auch mal – sofern notwendig – auf den Ball und beruhigt das Geschehen.“

Trotz der leichten sportlichen Unzufriedenheit fühlt sich der gebürtige Hagener bei Hohenlimburg „recht wohl“, was wohl unter anderem daran liegt, dass er wieder in seiner Heimatstadt wohnen kann und dort alles Wichtige um sich hat. Inzwischen arbeitet er als Qualitätsprüfer im Schichtdienst. Amaral ist zufrieden – auch wenn der Fußball nur ein Hobby für ihn ist.