Krays Kamil Waldoch

Lehrstunde auf der Couch

Des einen Freud, des anderen Leid. So ließ sich das Sommertheater beim Oberligisten ETB SW Essen vor Beginn der laufenden Saison aus Sicht des FC Kray beschreiben. Dem Chaos am Uhlenkrug war es zu verdanken, dass der Aufsteiger auf dem letzten Drücker drei Spieler verpflichten konnte.

Neben Schlussmann Kai Henkel und Angreifer Philipp Gödde, der sich als Sturmspitze etabliert hat, lässt sich mit ausreichendem Abstand vor allem der Transfer Kamil Waldochs als echter Volltreffer bezeichnen. Der junge Pole wurde als Alternative für die Außenbahn und das defensive Mittelfeld verpflichtet und übertraf auf Anhieb sämtliche Erwartungen. Waldoch erkämpfte sich sofort einen Stammplatz. 22 Liga-Einsätze absolvierte Waldoch bisher. Vor allem dank seiner Vielseitigkeit zählt der 22-Jährige zu den festen Größen des Krayer Überraschungsteams, das seit dem jüngsten 1:0-Erfolg in Köln stolze acht Zähler Vorsprung auf die Abstiegsränge hat. „Ich bin mit mir und vor allem mit den Ergebnissen der Mannschaft hochzufrieden. Das war vor der Saison nicht zu erwarten. Der Wechsel zum FC Kray hat sich gelohnt, ich fühle mich hier sehr wohl“, versichert Waldoch.

„Ich weiß, dass ich körperlich zulegen muss“

Die positive Entwicklung des ehemaligen Jugendnationalspieler Polens ist aus seiner Sicht das Resultat harter Arbeit. Vor der Saison galt Waldoch, der sämtliche Nachwuchsteams des FC Schalke durchlief, als talentierter Spieler, dem lediglich die Fitness fehlte. Gleich in seinem ersten Seniorenjahr wurde er bei der Schalker U23 durch einen Kreuzbandriss kräftig aus der Bahn geworfen. Bei den Königsblauen fand er zunächst keinen Anschluss mehr und ging den Umweg über die Oberliga, um wieder Spielpraxis zu sammeln. Mittlerweile hat er sich in der Regionalliga etabliert. Vor allem dank intensiver Zusatzschichten. Da in Kray nur abends trainiert wird, hat er in seiner Freizeit an seinen Schwächen gearbeitet. „Zwischen Studium und Training bleibt immer etwas Zeit“, erklärt Waldoch. „Ich weiß, dass ich körperlich zulegen muss, dafür nutze ich meine Freizeit. Im Fußball habe ich noch Ambitionen und möchte mich Schritt für Schritt weiterentwickeln.“

Was er dazu benötigt, kann ihm wohl kaum jemand besser als sein Vater erklären. Tomasz Waldoch hat als ehemaliger Schalke-Kapitän eine große Profikarriere hinter sich und ist nun als Co-Trainer der U23 der Königsblauen tätig. In der Hinrunde kam es somit auf dem Platz zu einem Familienduell. Papa Waldoch behielt mit 2:0 die Oberhand, in der Tabelle haben momentan aber die Krayer die Nase vorn.

Die starken Leistungen seines Sohnes konnte Tomasz Waldoch in dieser Saison aus der ersten Reihe verfolgen, da der Schalker Trainerstab die Spiele der Krayer regelmäßig zur Gegnersichtung besucht. Wichtige Ratschläge für den Filius gibt es jedoch erst in den eigenen vier Wänden. „Das Meiste überlässt er natürlich meinem Trainer. Wenn wir aber abends auf der Couch gemeinsam Fußball gucken, sagt er mir schon konkret, was ich verbessern kann. Diese Hilfe nehme ich natürlich gerne an“, meint Kamil Waldoch und fügt hinzu. „Insgesamt ist er mit meiner Entwicklung aber sehr zufrieden.“

Gleiches gilt freilich auch für die Verantwortlichen des FC Kray, die das Sommertheater beim ETB wohl so schnell nicht vergessen werden.