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"El Presidente" liebt das Knappenvolk

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Real - Schalke: "El Presidente" liebt das Knappenvolk
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Reals Fanvertreter bandeln mit den Schalker Kollegen an. Dabei kommt es zu anrührenden Geschichten.

Beinahe andächtig nimmt Eugenio Escudero Olmedo seine Brille ab. „Die ist nicht von irgendwem, die hat mir Raúls Schwester angefertigt“, sagt der Mann, der sich mit „El Presidente“ vorstellt. Gesegnet sei sein Schuh! „Ich kenne ihn, seit er ein kleiner Junge war“, fährt er fort, „seine Eltern, seine Freunde.“ Und seine Optikerin, möchte man hinzufügen. Aber Raúl trägt ja gar keine Brille. Einmal in Fahrt, setzt der Mann vom Typ „Dem kann man gar nicht böse sein“ zur ganz großen Sause an: „Ich bin auch mit Raúl selbst gut befreundet.“

Das reicht, damit sie ihm hier an den Lippen hängen. Der Name Raúl sorgt auch zweieinhalb Jahre nach seinem tränenreichen Abschied noch für Gänsehaut bei allen Königsblauen. Ein Freund vom Señor, der ihnen im tristen Gelsenkirchen zwei Jahre so viel Freude bereitet hat, der den kleinen „Popelverein“ international mehr ins Licht gesetzt hat als alle Erfolge. Und die Brille hat seine Schwester gemacht. Mehr Madrid geht nicht.

Raúl-Party in Madrid und Gelsenkirchen

Zusammen mit 23 weiteren Anhängern von Real, einige davon wären selbst im pflichtbewussten Alemania längst im Rentenalter, besuchte der Vorsitzende des Real-Fanclubs „Pena Madridista Hirundo“ den Schalker Fanclub Verband. Das war vor dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Gelsenkirchen am 18. Februar. Die Einladung des FC Schalke war ein Dankeschön für die Organisation der Raúl-Party vor einem Jahr im Real-Cafe in Madrid. Doch keiner kam so gut an wie „El Presidente“.


Vor gut 30 Jahren habe er den ersten von inzwischen weltweit über 2.300 Fanclubs von Real Madrid gegründet, behauptet der 77-Jährige. Man ist geneigt ihm zu glauben. „Seitdem betreibe ich Fanarbeit. Vorher gab es so etwas bei uns nicht“, erklärt Olmedo.

Blau und Weiß, ein Leben lang!

Heute ist er Chef einer Art Edel-Fanclub der Königlichen. „El Presidente“ geht in der Chefetage des Champions-League-Siegers ein und aus. Zusammen mit Schalkes Fanbetreuer Rolf Rojek gaben die beiden Urgesteine der Fanarbeit im Ruhrpott ein herrliches Bild ab. Hier der verschmitzt lächelnde und mit Krawatte stets korrekt gekleidete Spanier, auf der anderen Seite der hemdsärmelige Rojek, der den Schalker Fan-Club Verband in den vergangenen vier Jahrzehnten zu einer der führenden Fanorganisationen in Europa aufgebaut hat. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an: Blau und Weiß, ein Leben lang!

Verständigen können sie sich ohne Dolmetscher nicht und doch verstehen sich die beiden blendend. Immer wieder nehmen sie sich gegenseitig in den Arm und Rojek kann sich vor den Brüderküssen seines spanischen Pendants kaum retten. „Das ist toll, dass der Fußball über alle sprachlichen und sozialen Barrieren hinweg so eine verbindende Wirkung hat“, freut sich der Ober-Schalker. Die sozio-kulturellen Unterschiede will er jedoch nicht verbergen.

Im März 2014 hatte Madrids Fanvertretung ins Real-Cafe am Bernabeú-Stadion eingeladen. „Als wir dort ankamen, saßen die Herren in Schlips und Kragen an festlich mit Stoffdecken gedeckten Tischen“, erinnert sich Rojek. „Das sah aus wie bei einer Hochzeit. Weingläser, drei Teller, zweimal Besteck.“ Die Gastfreundschaft und Liebenswürdigkeit der Spanier sei umwerfend gewesen, aber „gewöhnungsbedürftig war es schön, als wir in unseren Trikots und Fan-Shirts aufgetaucht sind“, erzählt Rojek lachend.

Wir lieben Schalke, seit wir mitbekommen haben, wie respektvoll sie hier mit Raúl umgegangen sind.

Eugenio Escudero Olmedo

Das Selbstverständnis der Klubs äußert sich nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Art zu feiern. Das sei aber völlig egal, wirft Olmedo ein: „Wir lieben Schalke, seit wir mitbekommen haben, wie respektvoll sie hier mit Raúl umgegangen sind. Unser Fantreffen in Madrid war so schön, dass manche von uns sogar geweint haben.“

Künftig soll ein regelmäßiger Austausch gepflegt werden. „Wichtig ist nicht das Ergebnis“, sagt Olmedo, der ohnehin meistens gewinnt. „Während des Spiels soll jeder zu seiner Mannschaft halten. Viel wichtiger ist, dass wir uns freundschaftlich und mit Respekt begegnen.“

Sein Wunsch ist, dass die Königsblauen und die Königlichen gemeinsam die Basis für ein friedlicheres Fanverhalten in Europa legen. Den FC Liverpool habe er schon ins Boot geholt. „Ausgehend von unseren Vereinen, kann man diese Basis doch um die jeweiligen Gegner erweitern“, sagt Olmedo. Mit 77 hat man noch Träume.

Für das Spiel in Madrid hat „El Presidente“ seine Freunde aus Gelsenkirchen fest verplant: „Wir werden zusammen eine Stadionführung machen“, verspricht er. Auch das Real-Café sei erneut reserviert. Andere Länder, andere Sitten. Dass Rojek und der Rest des Knappenvolkes in Schlips und Kragen antreten werden, ist nicht zu erwarten. Aber zumindest wissen sie ja jetzt, was auf sie zu kommt. Olé!

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