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"Ruhrgebiet braucht wieder Handball-Erstligisten"

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TUSEM: "Ruhrgebiet braucht wieder Handball-Erstligisten"
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Dieses Duell hätte es vor zehn Jahren noch richtig in sich gehabt.

Wenn Handball-Zweitligist TUSEM Essen am Freitag, 6. März (19.30 Uhr), den TV Großwallstadt empfängt, treffen in der Sporthalle „Am Hallo“ zwei echte Handball-Dinos aufeinander.

Allerdings in einer Liga, die den traditionsbewussten Handball-Fan wehmütig an alte Zeiten denken lässt, als die Essener noch um Europas Krone mitspielten – und die sie sich 2005 im deutsch-deutschen Finale gegen den SC Magdeburg sogar aufsetzten.

Nach zwei Insolvenzen steckt der Klub aktuell aber in der zweiten Liga im Abstiegskampf.

RS sprach mit Trainer Mark Dragunski und Stephan Krebietke, Sportlicher Leiter bei den Essenern, über den Weg des Zweitligisten, die schwierige Sponsorensuche und darüber, was ein richtiges „TUSEM-Herz“ ausmacht.

Mark Dragunski, die letzten Plätze in der Halle „Am Hallo“ sind noch frei. Mit welchen Argumenten kriegen Sie die auch noch besetzt?

Dragunski: Wir kriegen unsere Zuschauer ganz klar durch Kampf und Einsatz. Die Jungs hauen alles rein. Es ist eine junge Mannschaft, die die Zuschauer begeistern kann. Im positiven Sinne spielen bei uns nur Handball-Bekloppte. Was noch für uns spricht: Wir haben unsere Heimstärke entdeckt. Die Stimmung in der Halle ist super, wir werden vom Publikum getragen. Und haben – auch mit dieser Basis – eine Serie von neun Heimspielen ohne Niederlage hingelegt.

Die Stimmung rund um TUSEM Essen hat also keinen großen Knacks bekommen?

Dragunski: Viele Zuschauer sind lange dabei und haben andere Zeiten miterlebt. Sie sehen, dass wir dabei sind, auf einer sehr gesunden Basis zu arbeiten. Sie haben uns durch eine Zeit getragen, die für den Verein und das Umfeld sehr schwierig war. Jetzt zahlen wir den Leuten, die uns die Stange gehalten haben, etwas zurück.

Stephan Krebietke, als Sportlicher Leiter sieht Ihre Aufgabe so aus, dass Sie Spieler für TUSEM Essen begeistern müssen. Wie funktioniert das?

Krebietke: Zunächst einmal ist es auch im Handball so: Geld wirft Tore. Unsere Mittel und auch unser sportlicher Erfolg erlauben nicht, dass wir unseren Fans Söldnertum verkaufen. Deshalb ist es so, dass unser Weg über die Jugend geht. Das wichtigste Argument ist der Name mit seiner Tradition. Mark Dargunski und das Umfeld haben ein großes TUSEM-Herz, bei ihnen steckt die Zeit, in der es hier sportlich anders, besser lief, noch im Hinterkopf. Und es spielt auch der Wunsch mit, wieder einmal dorthin zu kommen, wo uns viele Leute gern sehen würden.

Mit diesen Argumenten klingt es so, als sei Essen in erster Linie eine Anlaufstelle für junge Talente. Besteht nicht die Gefahr, nur als Ausbildungsverein gesehen zu werden?

Krebietke: Dass uns Spieler nach ein, zwei guten Jahren weggekauft werden, kommt immer wieder vor und ist ja eigentlich auch eine Auszeichnung, dass wir sie hier hervorragend entwickeln. In diesem Kreislauf befinden wir uns sicherlich. Wir müssen uns auch teilweise als Ausbildungsverein sehen. Es geht nicht, dass wir die Jungs mit Knebelverträgen fünf Jahre an uns binden, wenn sie vielleicht vom Potential schon höher spielen könnten.

Was spricht denn aus der Sicht eines Spielers dagegen, Angeboten zu trotzen und weiter hier die Ausbildung zu genießen?

Dragunski: Mit einigen Spielern ist uns das ja gelungen. Wenn aber Vereine wie Nettelstedt und Gummersbach mit ihren Perspektiven rufen, wird es für uns schwierig. Für uns ist positiv, dass es den Jungs selbst auch schwer gefallen ist, uns zu verlassen. Hier war keiner heilfroh, als er gegangen ist.

Krebietkte: Um gute Spieler halten zu können, müssen wir in erster Linie den Abstand nach oben verkürzen. Natürlich träumen wir davon, sie so lange wie möglich hier zu halten. Aber die Dauer einer aktiven Karriere ist knapp bemessen.

Wie schwierig ist es dann, Jahr für Jahr eine schlagkräftige Mannschaft ins Rennen zu schicken?

Dragunski: Wir sind sicher ein Verein, der immer wieder Abgänge von Spielern, die hier ihre Ausbildung genossen haben, haben wird. Die Mannschaft, die wir jetzt haben, ist momentan hier verwurzelt, die Jungs sind schon seit sechs Jahren dabei. Wir haben mit Simon Keller und Jonas Schlüter in dieser Saison schon zwei sehr junge Spieler eingesetzt. So geht unser Weg auch weiter.

Aber auch hier kann und wird Geld zukünftig die Tore werfen. Wo sind da derzeit die Schwierigkeiten? Krebietke: Es ist so, dass wir seit Jahren nicht mehr die Gelder generieren können, wie es Klaus Schorn damals geschafft hat. Ich denke, dass das Pflaster für den Handball im Ruhrgebiet ein schwieriges ist. König Fußball steht über allem und dann gibt es noch weitere Sportarten, die im gleichen Teich fischen Wir sind froh über unsere Haupt- und Premiumsponsoren die uns seit Jahren, auch in schwierigen Zeiten, die Stange halten. Gleichzeitig sind wir uns aber auch dessen bewusst, dass hinter der Entscheidung, einen Verein wirtschaftlich zu unterstützen, viele Faktoren stecken. Und die sind vielleicht nicht immer günstig für den Sport.

Trotzdem arbeiten Sie hartnäckig weiter und brennen für die Arbeit im Verein...

Krebietke: Der Name TUSEM ist in Deutschland ein bekannter. Viele würden ihn gerne weiter oben sehen. Daran glauben wir auch und daran halten wir uns weiterhin fest. Außerdem gelingt es uns, seit Jahren vernünftig und realistisch zu arbeiten. Und das werden wir auch weiterhin tun. Natürlich spielt aber auch dabei eine Rolle, dass es wirtschaftlich wieder aufwärts geht.

Und wie sieht dann bei Ihnen das Wunschszenario für die Zukunft aus?

Dragunski: Zunächst einmal bin ich davon überzeugt, dass die Mannschaft die Klasse halten wird. Das ist das erklärte Ziel. Mein erster Wunsch ist es, dass wir die Spieler, die wir hier ausgebildet haben, hier behalten können. Und irgendwann gestärkt nach oben gehen.

Krebietke: Nach zwei Insolvenzen haben wir eine gesunde Basis geschaffen. Für uns geht es darum, einen Stein auf den anderen zu setzen. Das Ruhrgebiet braucht wieder einen Handball-Erstligisten.

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