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Interview
Ruhnert glaubt an bessere Zeiten

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Schalke II: Interview mit Oliver Ruhnert
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Die "Zwote" auf einem Abstiegsplatz und die U19 ausgerechnet von Borussia Dortmund überholt: Schalkes Nachwuchs hat schon bessere Zeiten erlebt.

Braun gebrannt, hat Oliver Ruhnert in dieser Woche wieder seine Arbeit auf Schalke aufgenommen. Der Direktor der „Knappenschmiede“ hat einen entspannten Urlaub in den USA und der Karibik hinter sich. Im Interview mit RevierSport kündigt er bessere Zeiten vor allem für die kriselnde U23 an.

Oliver Ruhnert, vor einem Jahr stellte Schalke noch die beste U23 der Regionalliga West. Jetzt steht die ‚Zwote‘ auf einem Abstiegsplatz. Welche Gründe gibt es für die schwache Hinrunde? Der Start war schlecht, da machen wir uns nichts vor. Vor allem haben wir zu viele Gegentore kassiert und auch ein paar Mal zu hoch verloren. Das lag zum einen daran, dass die Profis viele Verletzungen zu beklagen hatten und der U23 daher nicht der Kader zur Verfügung stand, mit dem wir eigentlich geplant hatten. Hinzu kam, dass unsere U19 in der deutschen Meisterschaft gespielt hat und es vier Wochen später schon in der Regionalliga losging. Die Jungs, die bei den Profis die Vorbereitung absolviert haben, hatten sogar nur zehn Tage frei. Das geht gerade in dem Alter an die Substanz. Insgesamt hat der Umbruch hin zu einer noch jüngeren Mannschaft nicht wie gewünscht funktioniert.

Haben Sie auch Fehler bei der Kaderzusammenstellung gemacht? Wenn man auf einem Abstiegsplatz in die Winterpause geht, ist selbstverständlich nicht alles richtig gelaufen. Aus den vorher genannten Gründen hat aber bisher nicht in einem einzigen Spiel unsere geplante erste Elf auf dem Platz gestanden, sondern es musste immer wieder improvisiert werden. Trotzdem würden wir den Schritt wieder so machen, denn natürlich könnte Schalke 04 eine Mannschaft aus älteren Spielern stellen, die in der Regionalliga Platz sechs oder mehr erreichen kann. Unsere Ausrichtung ist aber eine andere, nämlich, wie bisher, möglichst viele Spieler an den Profibereich heranzuführen und die A-Jugendlichen besser auf die U23 vorzubereiten.

Ist der Druck auf 18-Jährige heutzutage nicht zu groß? Gerade auf Schalke wird doch mit Argusaugen darauf geschaut, wie sich die Jungs schlagen, und dann haben wir Fälle wie Donis Avdijaj... Durch unsere Erfolge in der Nachwuchsarbeit ist Schalke in der Tat sehr stark in den Fokus gerückt. Das hat viele Vorteile, aber eben nicht nur. Wir haben viele Spieler in den Profibereich geführt und mit den U-Mannschaften auch tabellarisch schöne Erfolge gefeiert. Die Konkurrenz hat das registriert und teilweise unglaublich aufgerüstet, um wieder mit uns Schritt halten zu können. Unsere Aufgabe ist es nun, die gute Arbeit der Vergangenheit fortzuführen.

Um Supertalente wie den erst 16-jährigen Norweger Martin Odegaard, künftig bei Real Madrid, oder den schon zwei Jahre älteren Sinan Kurt, den der FC Bayern im Sommer mit viel Stress von Borussia Mönchengladbach losgeeist hat, schlagen sich die besten Klubs der Welt. Teilweise geht das Gezerre um die vielversprechendsten Kids schon im Kindesalter los. Muss auch Schalke bald da mitmachen? Nein, das ist nicht unsere Politik! Wir sichten fast ausschließlich in Deutschland oder für die jüngeren Jahrgänge in NRW. Aber wir müssen natürlich aufpassen, dass nicht nur andere Vereine die besten jungen Spieler abgreifen. Unsere Scouts machen da einen super Job, das beweisen in den letzten Jahren ja die Erfolge der Knappenschmiede immer wieder.


Trainer Roberto Di Matteo scheint nicht so viel Wert auf die zweite Mannschaft zu legen. In der Hinrunde hat er immer wieder Jungprofis angefordert und dann wurden sie oben gar nicht gebraucht. Der Eindruck täuscht. Dass Roberto Di Matteo Wert auf die Nachwuchsarbeit legt, zeigt sich ja darin, dass er die Spieler anfordert. In der Hinrunde war es nur einmal so, dass Jungprofis im erweiterten Bundesliga-Kader standen, als sie eigentlich in der U23 hätten spielen können. Aber das gehört dazu. Die Absprachen funktionieren sehr gut.

Wenn die Reserve eines Vereins wie Schalke 04 auf einem Abstiegsplatz steht, müsste normalerweise der Trainer in Frage stehen. Warum ist das bei Jürgen Luginger nicht so? Weil sich diese Frage für uns nicht stellt. Das Trainerteam arbeitet sehr engagiert und akribisch, daher gibt es von uns überhaupt keinen Grund über Jürgen Luginger und seine Kollegen nachzudenken. Wir sind mit ihnen sehr zufrieden. Jürgen ist doch selbst am unglücklichsten über die Tabellensituation, aber er kann auch am wenigsten dafür. Die Konstellation durch die vielen Verletzten bei den Profis war, wie bereits erwähnt, eine ganze Zeit schwierig, dazu hatten wir dort einen Trainerwechsel. Im Laufe der bisherigen Saison hat die gute Arbeit der U23-Trainer dafür gesorgt, dass wir uns stabilisiert haben.

Bei einem Abstieg geht es in die Oberliga – und dann? Damit beschäftigen wir uns überhaupt nicht, auch wenn wir aktuell auf einem Abstiegsplatz stehen. Die Leistungen sind im Saisonverlauf deutlich besser geworden. Das gibt uns Anlass zur Hoffnung, dass es in der restlichen Rückrunde leistungsmäßig und natürlich auch in der Tabelle aufwärts geht.

Sind nach Tanju Öztürk weitere Verstärkungen in Sicht? Wir sind nach wie vor daran interessiert, einen Torwart oder einen weiteren zentralen defensiven Spieler zu verpflichten. Einer, der die Mannschaft hinten führen und coachen kann. Tanju Öztürk ist so einer, er hat beim MSV Duisburg schon in der zweiten und dritten Liga gespielt und wird uns sicher verstärken. Im Tor wollen wir noch etwas tun, da es auf der Position durch die Verletzung von Ralf Fährmann personell schon wieder eng geworden ist. Mit Fabian Giefer, Christian Wetklo und Timon Wellenreuter stehen den Profis nun insgesamt drei Torhüter zur Verfügung, die auf absehbare Zeit auch oben bleiben. In der U23 fällt mit Louis Hülsmann ja ein weiterer Keeper schon die gesamte Saison verletzt aus, so dass es auf der Position Handlungsbedarf gibt.

Schalke hat im neu eingeführten Premier League International Cup mitgespielt, dabei gab es in drei Spielen drei Niederlagen. War die Teilnahme an der Runde in England ein Fehler? Nein. Erstens ist das ein sehr gut organisierter Wettbewerb, in dem tolle Mannschaften spielen. Daher war es eine wichtige Erfahrung für unsere U23, zum Beispiel vor 4.000 Zuschauern in Manchester zu spielen. Auch hier haben wir aber eine ziemliche Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis erlebt. Ursprünglich war geplant, dass wir mit der bestmöglichen U21 antreten, mit den A-Talenten, also auch den Jungprofis. Das war aufgrund anderer Verpflichtungen bei den Lizenzspielern für uns nicht möglich. Die englischen Klubs oder zum Beispiel Benfica Lissabon sind mit ganz anderen Mannschaften aufgelaufen und waren dementsprechend stark auf dem Platz. Ob der Premier League Cup in der nächsten Saison fortgesetzt wird, steht noch nicht fest.

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