Startseite » Fußball » 1. Bundesliga

Christoph Metzelder
"Ohrfeige für Traditionsvereine"

(5) Kommentare
Metzelder: "Ohrfeige für Traditionsvereine"
VfL Bochum
VfL Bochum Logo
20:30
TSG 1899 Hoffenheim Logo
TSG 1899 Hoffenheim
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | buwei.de

Christoph Metzelder hat viel im Profifußball erlebt. Jetzt spricht "Metze" über Schalke 04, junge Großverdiener und Christiano Ronaldo.

Borussia Dortmund, Schalke 04 und Real Madrid - das waren die Stationen von Christoph Metzelder im Profifußball. RevierSport traf den ehemaligen deutschen Nationalspieler in seiner Heimstadt Haltern zum großen Interview.

Herr Metzelder, es heißt immer so schön, die Tabelle lügt nicht. Mit Dortmund, Hamburg und Stuttgart rangieren drei Traditionsvereine im Tabellenkeller. Konzeptklubs wie Wolfsburg, Leverkusen oder auch RB Leipzig wollen den ganz großen Wurf landen. Inwieweit wird sich die Liga, aber auch das Fanverhalten in den nächsten Jahren verändern?

Die Welt verändert sich, das Verhalten der Konsumenten ändert sich und auch das Verhalten der Fans wird sich ändern. Ein Verein wie Rot-Weiss Essen mit toller Fankultur war mal erfolgreich. Vereine wie RB Leipzig und die TSG Hoffenheim haben schlanke Entscheidungsstrukturen und machen in der Umsetzung sehr, sehr viel richtig. Am Ende des Tages ist es eine schallende Ohrfeige für die vielen Traditionsvereine, die ähnliche Möglichkeiten hatten, aber sie nicht genutzt haben. In 20 Jahren heißt dann vielleicht die Top-Partie des Spieltages: Hoffenheim gegen Ingolstadt.

Auch der FC Schalke 04 kommt nicht wirklich in Tritt. Auf den glückslosen Jens Keller folgte ein großer Name – Roberto Di Matteo. Besser wurde es kaum, die 0:5-Niederlage gegen Chelsea war der Tiefpunkt. Vermeintliche Leistungsträger sind nicht in Form und auch neben dem Platz kehrt keine Ruhe ein. Warum ist es so schwierig, in diesen Klub Konstanz hineinzubringen

Letztendlich ist das auch ein bisschen in der Genetik des Vereins verankert. Qualität ist da, auch sehr viel individuelle Qualität, aber das konstant auf den Platz zu bringen, da haben sich viele Trainer dran abgearbeitet – auch ich als Spieler. Das Gefühl ist bisher, es ist eine schlechte Saison, aber wenn man einen Blick auf die Tabelle wirft, dann liegt man dicht hinter den Champions League Plätzen.

Kevin Prince Boateng galt bei seiner Ankunft auf Schalke als der große Hoffnungsträger. Vor der Weltmeisterschaft in Brasilien stichelte er gegen die deutsche Elf, dass ihr Typen fehle - Typen wie er. Das Ende vom Lied kennen wir alle. Auf Schalke wird der Eindruck vermittelt, die Mannschaft spielt besser ohne ihren Star. Es stellt sich die Frage: braucht Schalke Boateng überhaupt noch?

Kevin ist ein extrovertierter Spieler, der sich gerne auch öffentlich äußert. Er ist erfahren genug und weiß, dass solche Aussagen unterfüttert werden müssen. Dennoch glaube ich, dass er, wenn er fit und gesund ist, Schalke weiterhelfen kann. Seine Qualität hat den Knappen in der letzten Saison enorm weitergeholfen.

Sollte nicht vielmehr jungen, talentierten Spielern eine Chance geben, die Schalke zweifellos hat?

Im heutigen modernen Fußball sind die Jungs mit 17 bis 18 Jahren fußballerisch und physisch so weit, das sie ohne größere Probleme Bundesliga spielen können. Wenn sich ein Spieler mit Anfang 30 dahin stellt und sagt, ich habe noch drei, vier gute Jahre vor mir, das ist das nicht mehr die Realität. Früher war mit 35 Jahren Schluss, heute mit 30. Das ist ein schwieriger Prozess, sich das einzugestehen. Einen Boateng wird das genauso treffen wir einen Raphael Van der Vaart.

Sie haben es bereits angesprochen: Die Spieler sind immer jünger. Es ist ein regelrechtes Tauziehen um die besten Nachwuchsspieler entstanden. Es wird viel Geld geboten, sodass die Jüngsten bereits ganz heiße Autos fahren. Was war ihr erstes Auto?

Ein VW-Polo, der meiner Mutter gehörte (lacht). Vor 15 Jahren war das noch anders: Da kamst du mit 19 in die Kabine, in der Stefan Reuter, Jürgen Kohler und Jens Lehmann saßen. Da gab es gar keine Diskussion mit einem teuren Auto aufzutauchen, wenn man nicht ein einziges Bundesligaspiel auf dem Konto hatte.

Was glauben Sie, sind die Gründe für den Wandel?

Es hat etwas mit der grundsätzlichen Haltung zu tun. Ich finde es gefährlich, wenn Clemes Tönnies sagt, mir ist es egal, was für ein Auto die Jungs fahren. Das sollte einem Verein nicht egal sein, denn diese Jungs bringen zwar viel mit, haben aber noch nichts geschafft. Diesen Hunger und diesen Biss, dort reinzukommen, wo ein Benedikt Höwedes oder ein Prince Boateng sind, diesen Biss bewahre ich mir nicht, wenn ich mir mit einem ersten Gehalt ein dickes Auto kaufe.

Inwieweit tragen auch die Medien eine Mitschuld dafür? Die Realität wird oftmals verzerrt wiedergeben. Einem Christiano Ronaldo beispielsweise wird nachgesagt, er sei arrogant und protzt mit dem Geld. Du hast Ihn selbst erlebt, ist er wirklich so wie man über ihn spricht?

Nein, Christiano ist ein totaler Vollprofi. Er ist der Erste, der kommt und der Letzte, der geht und überehrgeizig ist. Er will jedes Spiel gewinnen und dabei alle vier Tore schießen. Vielleicht ist er ein wenig eitel, aber auch ein echter Spaßvogel. Er hat genauso Sprüche bekommen in der Kabine wie ein Sergio Ramos oder einer Iker Casillas .

Deine Reaktion zum Thema
Dieses Thema im Forum diskutieren » (5 Kommentare)

Spieltag

1. Bundesliga

1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel