Dass die Duisburger aber selbst nach dem Lizenzentzug immer noch einen guten Ruf genießen, damit war nach dem Crash nicht zu rechnen. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, betont Uwe Schubert, Nachwuchs-Chefcoach und Leiter des NLZ: „Aber durch unsere gute Zusammenarbeit im Trainer- und Mitarbeiterteam, das auch viele Aufgaben abseits des Sportlichen erfüllt, haben wir es geschafft.“
So strahlt nach wie vor der vom DFB verliehene Stern in Meiderich. Eine Auszeichnung, die allerdings auch einen Schatten wirft. Weil die Zebras abgestiegen sind und nicht mehr unter dem Deckmantel der DFL spielen, sondern die 3. Liga dem DFB angehört, wurden die Prämien für den Stern gekürzt. Bekamen die Blau-Weißen bei der Zertifizierung 2010 als Zweitligist noch 175.000 Euro, sind es aktuell nur noch 75.000 Euro pro Jahr. Dabei sind sie gerade jetzt auf jeden Cent angewiesen. „Außerdem ist es natürlich viel schwieriger als vorher, den Status quo zu halten“, hebt Schubert an.
Während die Konkurrenz im Fußballwesten zwischen drei und vier Millionen Euro pro Saison in den Nachwuchs investiert, stehen dem MSV nur ca. eine Millionen Euro zur Verfügung. Trotzdem trumpfen die Duisburger beispielsweise mit einem Fahrdienst auf. Unter der Leitung von Helmut Golz und Florian Gärtner stehen täglich drei Busse bereit, um die jungen Kicker zu Hause abzuholen und zum Training zu bringen. Ein weiterer wird an den Spieltagen eingesetzt. „Bei Auswärtsfahrten kooperieren wir mit der Firma ‚Reisedienst Weltenbummler‘“,, berichtet Schubert und hält den Kritikern entgegen: „Das ist kein Luxus, sondern Professionalität.“
„Wir bieten den Großen Paroli!“
Seit 22 Jahren arbeitet er im Nachwuchs und hat das Konzept, das dank ehrenamtlicher Mitarbeiter und geringfügig Beschäftigter funktioniert, auf die drei Stützen gestellt: Fußball, Schule, Persönlichkeit. So wird neben dem Fahrdienst auch das von Michel Tißen geleiteten Teilzeitinternat, oder ab der U12 Leistungsdiagnostik und Individualtraining angeboten, es gibt Ernährungsberatung und eine psychologische Betreuung. Mit Erfolg, denn alle Mannschaften spielen in der höchsten Liga und messen sich mit den benachbarten Jugend-Hochburgen Schalke, Dortmund, Leverkusen oder Köln. „Auch wenn wir ein viel geringeres Budget haben, bieten wir den Großen Paroli“, weiß Schubert, dass die Arbeit auch bei der Konkurrenz eine hohe Wertschätzung genießt. Den Grund dafür schiebt er gleich nach: „Unsere kontinuierliche und strategische Ausrichtung ist die Basis unseres Erfolgs.“
Spieler wie Konstantinos Mitroglou (Piräus), Andre Hoffmann (Hannover), Dustin Bomheuer (Düsseldorf), Mirko Boland (Braunschweig), Simon Terodde (Bochum), Maurice Exslager (Darmstadt) wissen das, denn sie sind beim MSV ausgebildet worden. Warum sie jetzt aber nicht auch in Duisburg spielen, ist in den Augen Schuberts leicht erklärbar: „Wenn uns Spieler verlassen, dann meist aus wirtschaftlichen Gründen in einer höheren Liga. Finanziell können wir nicht mithalten, in unserer Ausbildung gibt es keine Unterschiede zu unseren Nachbarn. Wenn wir einen Nationalspieler haben, dann ist es schwierig, ihn längerfristig an uns zu binden, denn er wird schlichtweg von anderen Vereinen umworben.“
Dennoch können die Zebras aus dem eigenen Stall schöpfen. Mit Maurice Schumacher ist ein Keeper bei den Profis, mit den A-Jugendlichen Luca Thuyl, Metin Kücükarslan oder auch B-Jugend-Torwart Joel Drepper stehen weitere Juwele in den Startlöchern und im Fokus der DFB-Auswahl (RS berichtete). Die Säule des Vereins bleibt also auch in Zukunft stabil.