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Erdal Keser
Zwei Herzen schlagen in seiner Brust

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Erdal Keser: Zwei Herzen schlagen in seiner Brust
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Der Flieger schwebte hinab in die Stadt, in der alles noch schneller geht als anderswo: Istanbul.

Dort werden Fußballer in einem Tempo und einer Vehemenz geliebt und verstoßen, wie es selten ist in diesem ohnehin rasanten Geschäft, das seine Zuneigung zumeist auf Siege gründet. Von daher ist es jetzt gerade eine gute Stadt für alle, die mit Galatasaray Istanbul zu tun haben.

Der Klub hat an diesem Wochenende das Derby gegen den großen Widersacher Fenerbahce gewonnen, Wesley Sneijder hebelte mit zwei späten Toren den Sieg herbei, der seinen Klub auf Tabellenplatz zwei spülte. Am Mittwoch steht nun wieder einer dieser Festtage in der Champions League bevor. Die Abende in der Königsklasse sind immer besondere. Das Duell mit Borussia Dortmund ist aber vor allem für den Mann ungewöhnlich, der am Sonntagnachmittag aus Düsseldorf kommend das Flugzeug verließ: Erdal Keser (53).

Es ist das Duell seiner beiden großen Fußball-Liebschaften. Fünf Jahre lang spielte Keser in den 80er Jahren für den BVB, sieben Jahre für Galatasaray. Und zuverlässig lieferte er ab, was man von ihm erwartete: Tore. Mittlerweile ist der frühere türkische Nationalspieler wieder bei Galatasaray angestellt: als Sportlicher Koordinator von internationalem Rang. „Ich beobachte viele Spiele für den Klub und vertrete alle Belange im Ausland“, sagt Keser kurz vor seinem Abflug nach Istanbul.

Keser holte Cesare Prandelli

Eigentlich hätte Keser sogar Sportlicher Leiter werden sollen. Alles schien in trockenen Tüchern, sein Umzug beschlossene Sache vom beschaulichen Hagen, wo er einst für den SSV Hagen spielte und mit seiner Familie noch heute wohnt, in die Millionen-Metropole am Bosporus. Die Vollzugsmeldungen waren schon veröffentlicht. Doch dieser Sommer in Istanbul war kein gewöhnlicher Sommer. Der Verein befindet sich in einem Umbruch. Viele Spieler kamen, viele Spieler gingen, zudem wechselte der Trainer: Cesare Prandelli übernahm den Job. Keser selbst hatte zusammen mit dem mächtigen Vereinspräsidenten Ünal Aysal dafür gesorgt, dass der gerade erst zurückgetretene italienische Nationaltrainer bei Galatasaray unterschrieb.

Doch nur wenige Tage später berichteten türkische Medien von einem angeblichen Veto Prandellis gegen Keser. „Das stimmt nicht“, sagt Keser bestimmt. Es habe zwar „eine kleine Planänderung“ gegeben und der Posten sei noch unbesetzt, aber diese habe andere Gründe gehabt. „Zur Zeit ist noch gewünscht, dass ich mich mehr um die Belange in Europa kümmere.“ In Deutschland zum Beispiel kooperiert Galatasaray in der Jugendarbeit mit Wattenscheid 09 und bald vermutlich auch mit Hessen Kassel. Keser, der seit Anfang 2013 als Istanbuler Chefscout arbeitete, ist dafür derzeit der perfekte Mann.


Denn die vielen deutsch-türkischen Talente sind ein umkämpfter Markt im Fußball. Es gilt, sich früher zu kümmern als die Konkurrenz, seien es Vereine oder andere nationale Verbände. Sieben Deutsch-Türken stehen bei Galatasaray im Kader.

Von Hagen aus durch Europa

Keser wohnt weiter in Hagen und reist von dort durch Europa, beobachtet Spieler und sichtet die Zukunft des Vereins. Alle zwei Wochen fliegt er zudem nach Istanbul, bleibt einige Tage, um sich mit Prandelli, Spielern und Vereinsverantwortlichen zu besprechen. „Wir tauschen uns oft aus“, sagt Keser zur Zusammenarbeit mit dem Italiener, der zu Beginn der Saison noch nicht die richtigen Ergebnisse einfuhr. Keser nimmt den Trainer in Schutz: „Er hat eine vollkommen neue Mannschaft übernommen, deswegen braucht er Zeit. Aber langsam haben die Spieler verstanden, was er sehen will.“

Ein Sieg gegen den BVB dürfte auch dazu zählen. In Kesers Brust schlagen bei diesem Spiel zwei Herzen, das für Galatasaray aber etwas heftiger. Der Krise bei Schwarz-Gelb traut er nicht. Keser war im Stadion, als die Borussia den FC Arsenal schlug. „Eine Vorführung war das. Dortmund ist nach Bayern München die stärkste Mannschaft der Bundesliga.“

Sie wird am Mittwochabend in einem dröhnenden Kessel empfangen werden, in dem Galatasaray seine Spiele austrägt. Die Atmosphäre im Stadion ist berüchtigt. „Für türkische Fans ist ihr Klub wie eine Religion. Das spürt der Gegner“, sagt Erdal Keser. Das ist die eine Seite. Die andere ist die Ungeduld, wenn Siege ausbleiben. „Das geht schnell“, sagt Erdal Keser. Schneller als anderswo.

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