„Das wird mein 611. Spiel als Profitrainer, aber in Heidenheim war ich noch nie.“ Als sich der Trainer mit dem Mannschaftsbus auf die rund 500 Kilometer lange Rückreise machte, da war er gleich um einige Erfahrungen reicher.
So ist Heidenheim nicht nur ein idyllisch gelegenes Städtchen, sondern ein Aufsteiger, der in der zweiten Liga momentan über sich hinauswächst. Auch die 0:5 (0:4)-Klatsche, die Neururer mit seiner Mannschaft auf der Rückreise zu verarbeiten hatte, wird nachhaltig in Erinnerung bleiben. Nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Art und Weise, wie eine der höchsten Niederlagen der Zweitligageschichte zustande kam. Neururer: „Esist eine Niederlage, die verdammt weh tut, aber dieses Spiel ist auch lehrreich. Wir haben gesehen, dass einfache Leidenschaft ausreichen kann, um uns 0:5 zu schlagen, wenn wir dazu noch mit groben Fehlern etwas nachhelfen.“
Und dann wurde der Fußballlehrer deutlich, ohne die „Sünder“ beim Namen zu nennen: „Beim ersten Tor gab es eine klare Zuteilung, aber da war niemand. Beim zweiten Treffer kommt der Elfmeter erst durch einen Rückpass, der völlig ohne Not gespielt wurde, zustande. Bei Treffer drei spielen wir einen Fehlpass über fünf Meter in die Füße des Gegners, sonst hätten wir selber eine klare Chance gehabt.“
Wer vor dem 0:1 verantwortlich war, kann nur spekuliert werden – womöglich Michael Gregoritsch. Nicht diskutieren braucht man über den Harakiri-Rückpass von Yusuke Tasaka oder über den katastrophalen Fehlpass von Anthony Losilla vor dem 0:3. Neururer: „Wir können glücklich sein, dass wir nur 0:5 verloren haben.“ Wie geprügelte Hunde traten die Spieler nach dem Schlusspfiff den Weg zu den mitgereisten Fans an. Flogen noch vor Monaten nach so einem Auftritt Bierbecher und übelste Beschimpfungen in Richtung Mannschaft, so gab es in Heidenheim erstmals aufmunternden Beifall, VfL-Sprechchöre und Trost von den Rängen. Neururer: „Wir lassen uns durch die Niederlage unseren guten Start nicht verwässern.“