Schalke

Ganzheitliche Betreuung für die Profis

Der Trainer- und Betreuerstab eines personell gut aufgestellten Fußball-Bundesligisten ist inzwischen so groß wie der Spielerkader. Um 25 bis 30 Profis kümmern sich in der Regel zwischen 15 und 20 Spezialisten für Trainingslehre und das körperliche Wohlempfinden der Kicker. So auch beim FC Schalke 04, der in der nun zu Ende gegangenen Vorbereitung auf die neue Saison keine Gelegenheit auslässt, um den Spielern die bestmöglichen Voraussetzungen für Höchstleistungen zu schaffen. Nun müssen sie es nur noch umsetzen.

Es ist acht Jahre her, als der frühere S04-Coach Mirko Slomka seinen Stab um zwei Planstellen erweiterte. Der heutige HSV-Trainer forcierte eine ganzheitliche Betreuung seiner Stars und heuerte neben dem Bewegungswissenschaftler Professor Freiwald von der Uni Wuppertal nicht nur einen Experten für moderne Trainings- und Therapieformen sondern auch einen Motivationstrainer an: Peter Boltersdorf aus Aachen, unter dessen Amtszeit der viel belächelte Slogan „Totale Dominanz“ fällt. Ernährungswissenschaftler Christian Frank war dafür zuständig, dass die Spieler dem Körper die richtigen Inhaltsstoffe zuführen.

Später kam mit Felix Magath ein Fußballlehrer nach Schalke, der zwar weder einen Mentalcoach noch einen Mannschaftsarzt für nötig erachtete, aber eben auch nicht nur die körperliche Züchtigung der Spieler im Sinn hatte. So ließ Magath den Sternekoch Björn Freitag für die Mannschaft kochen, eine gute Tat des zwischenzeitlichen Alleinherrschers auf Schalke, die bis jetzt Bestand hat.

Auch Jens Keller weiß längst, dass es mit gutem Training allein heute nicht mehr reicht, der Konkurrenz womöglich einen Schritt voraus zu sein. So haben Fußballlehrer und Manager Horst Heldt in diesem Sommer verschiedene zusätzliche Maßnahmen getroffen, um die Mannschaft in eine Topverfassung zu bringen.

Freitag ist nach wie vor für die Ernährungspläne zuständig und bereitet den Spielern ein- oder zweimal in der Woche frisches Essen zu, in der Regel mittags an Tagen mit zwei Trainingseinheiten sowie natürlich vor Spielen. Zusätzlich kriegen die Profis detaillierte Ernährungspläne und Einkaufstipps mit nach Hause. „Wir versuchen, uns im präventiven Bereich weiterzuentwickeln, was Ernährung und auch den Lebenswandel angeht. Dazu haben wir uns viele Gedanken gemacht“, verrät Keller.

Schließlich hat Schalke die Verletztenseuche nicht hinter sich gelassen, sondern musste auch in den letzten Wochen viele Ausfälle beklagen. Warum insbesondere immer wieder muskuläre Verletzungen die Spieler aus der Bahn werfen, wollen die Verantwortlichen wissen und gehen den Ursachen daher auf den Grund.

So müssen die Spieler regelmäßig zum Sehtest und zum Zahnarzt. Gerade Fehlstellungen im Kiefer sind häufig der Grund für muskuläre Beschwerden, weil der Kern des Problems sich durch den gesamten Körper bis in die von den Spielern eben am meisten belasteten Bereiche zieht.

Essen vom Sternekoch und dann ins Hotel

Keller verweist aber darauf, dass die meisten der angeschlagenen Spieler eine Vorgeschichte hatten. „Es war kaum einer dabei, der die vergangene Saison durchgespielt hat“, betont der 43-Jährige. Ob Dennis Aogo, Jan Kirchhoff, Atsuto Uchida, Chinedu Obasi oder Leon Goretzka: Sie alle hatten schon in der vorigen Saison mit Verletzungen zu kämpfen, sodass ihr Körper gerade in der Hochbelastung der Vorbereitung empfindlicher reagiert und der Muskel schneller mal zumacht.

Dennoch: An Trainingstagen mit zwei Einheiten gibt es nicht nur mittags frisches, hochwertiges Essen von Starkoch Freitag, sondern nach der Mahlzeit müssen die Spieler nebenan ins Hotel und ein Schläfchen halten. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Spieler mal eben zur Ehefrau oder Freundin fahren konnten, um sich einen Happen in den Mund zu schieben oder die Fans ihre Schalker Lieblinge in der Markthalle in Buer antrafen.

Auf Seite 2: Ein Kommentar zum Thema.