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Polizei will Präsenz bei Fußballspielen reduzieren

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NRW: Polizei will Präsenz bei Fußballspielen reduzieren
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Die Polizei in NRW möchte zur kommenden Saison die Einsätze bei Fußballspielen stark reduzieren.

Shuttles zu den Stadien werden dann generell nicht mehr polizeilich begleitet. Die Gewerkschaft der Polizei ist entsetzt und „völlig überrascht“.

Gefunden auf …

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen wird ihre Einsätze bei Fußballspielen deutlich zurückfahren. Das Landesinnenministerium spricht von einer „angemessenen Reduzierung“. Es will Personal und Kosten sparen. „Bereits jetzt verwendet die Bereitschaftspolizei ein Drittel ihrer Einsatzzeit nur für die Sicherheit bei Fußballspielen. Machten wir weiter wie bisher, würde sich das nochmal deutlich erhöhen. Das kann ich dem Steuerzahler nicht mehr vermitteln“, erklärt Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD).

Konkret: Zu Spielen ohne Risikopotenzial will das Innenministerium teilweise überhaupt keine Bereitschaftspolizei mehr schicken. In Stadien soll sie sich „anlassunabhängig nicht offen im Stadion zeigen“, heißt es in dem Erlass vom 31. Juli. Darin wird angekündigt, dass die neuen Regeln zwischen dem 1. August und dem 27. September zunächst erprobt werden sollen. „Um die Polizei dort weiterhin präsent zu halten, wo sie gebraucht wird, müssen wir den Kräfteeinsatz optimieren", erklärt Jäger.

Shuttles sollen nicht mehr begleitet werden

Shuttles zu den Stadien – wie beispielsweise in Gelsenkirchen durch die Bogestra zwischen Hauptbahnhof und Arena - werden generell nicht mehr polizeilich begleitet.

Die Einsatzplanung für die einzelnen Spiele und die Anforderung von Kräften erfolgt beim Landesamt für polizeiliche Dienste in Duisburg (LZPD), nicht mehr vor Ort in Gesprächen zwischen Ortspolizei, Vereinen und Fanorganisationen. In dem Erlass heißt es dazu, das Amt prüfe „die Zuweisung von Kräften aus Anlass von Fußballspielen kritisch und mit engem Maßstab“. Es finde Spielbegegnungen heraus, die ohne oder mit weniger Polizei möglich sind.

„Mit Beginn der Spielsaison 2014/15 möchte die Polizei NRW ein Signal setzen und die Eigenverantwortung der fußballbegeisterten Fans, der Vereine und Netzwerkpartner stärken“, betont das Innenministerium in einer „Botschaft“ an alle Beteiligten. Vereine und Fans sollten die Maßnahmen als „Vertrauensvorschuss“ sehen. „Rechtfertigen Sie dieses Vertrauen durch friedliches Verhalten“.

Gewerkschaft der Polizei ist „völlig überrascht“ und entsetzt

Entsetzt und „völlig überrascht“ hat die Landesorganisation der Gewerkschaft der Polizei (GdP) auf den Erlass reagiert. Landeschef Arnold Plickert sagte der WAZ: „Wir sind das Fußballland Nummer 1 in Deutschland. Für 99,6 Prozent aller Fußballfans brauchen wir keine Polizei. Die wollen ihr Bier trinken und die Bratwurst essen. Aber wir haben in NRW zwischen 1500 und 1800 Gewaltbereite. Die reden gar nicht mit uns, und mit denen kann man auch nicht reden. In Köln, darf ich erinnern, hätte es bald den ersten Toten gegeben. Da brauchen wir die Manndeckung durch unsere Einsatzkräfte, damit es nicht zur Gewalt kommt. Wenn wir uns in die Hinterhöfe zurückziehen, zerlegen die uns die Straßen“. In den Stadien selbst reichten „zwei bis drei Schiedsrichterpfiffe“, um Fanblöcke aufeinander losgehen zu lassen.

Besonders kritisch sieht Plickert den Ausstieg der NRW-Polizei bei der Shuttle-Begleitung, die heute – zum Beispiel auf der Route in Gelsenkirchen – über sechs bis sieben Kilometer vom und zum Hauptbahnhof teilweise mit Polizeifahrzeugen, teilweise aber auch durch Beamte in den öffentlichen Verkehrsmitteln erfolge. Da könne es ohne die Polizeibegleitung „zu Notbremsungen“ und Randale kommen. „Wie wird die Bogestra reagieren?“, fragt der GdP-Chef.

Auch er wolle eine Reduzierung der Einsätze, sagte Plickert, der selbst eine Einsatzhundertschaft geführt hat. Die GdP-Mitglieder brauchten auch mehr freie Wochenenden. „Aber für die Verhinderung von Straftaten ist die Polizei zuständig“, und eine Reduzierung, wie sie das Land jetzt plane, bedeute auch eine zusätzliche Gefährdung der Polizisten. Die müssten jetzt mit weniger Stärke gegen Gewaltbereite antreten. „Das ist völlig inakzeptabel“.

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