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Pläne in Europa
Champions League für Nationalmannschaften?

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Pläne in Europa: Champions League für Nationalmannschaften?
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Die UEFA sinniert laut vor sich hin. Hört man den Funktionären zu, dann könnte die Qualifikation zur Europa- und Weltmeisterschaft vor einer grundlegenden Reform stehen.

Statt gegen die Färöer Inseln und Aserbaidschan könnte Deutschland so künftig fast ausschließlich gegen Top-Nationen antreten. Der Weg zu einer League of Nations ist aber gepflastert mit Fallstricken und Tücken. Studenten der Business and Information Technology School in Iserlohn haben sich einmal daran gewagt, ein Modell zu entwerfen, das tatsächlich Platzreife hat, findet Dr. Michael Welling. Der Leiter des Seminars muss es wissen, schließlich hat er selbst noch die Rechte der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine vermarktet.

„Löw laust der Affe“ – selbst die seriösen Kollegen von der Agentur konnten es sich nicht verkneifen, diese Nachricht boulevardesk in den Äther zu albern. Deutschland misst sich also in der kommenden EM-Qualifikation für die Endrunde 2016 in Frankreich unter anderem mit Gibraltar, dem vielleicht exotischsten Pflichtspielgegner einer deutschen Nationalmannschaft überhaupt. Pflichtschuldig lieferte die Meldung auch die Blaupause für alle Fernsehkommentatoren mit: Hauptsächlich besteht die Auswahl vom Affenfelsen aus Beamten, Polizisten und Feuerwehrmännern. Die Berufsgruppen der Amateure zu referieren gibt sicherlich mehr her, als eine taktische Analyse dieses ungleichen Vergleichs. Bei aller Sympathie für Exoten, ist der sportliche Wert von Spielen gegen ein Land mit weniger Einwohnern als Oer-Erkenschwick gerade angesichts des proppevollen Terminkalenders mindestens fraglich.

Grundsätzlich attraktiv, doch die Tücke liegt im Detail

War die Qualifikation zu großen Turnieren bisher schon kein großer Thriller, dürfte sich das künftig noch weiter dramatisieren, wenn ab 2020 24 statt 16 Mannschaften an der Endrunde teilnehmen. Um dem Wettbewerb etwas Spannung abzugewinnen, wird daher schon länger über eine „Nations League“ gemunkelt. Es wird sich etwas tun im Staate Europa. Nur was genau, das ist noch offen. Schon im September deutete DFB-Präsident Wolfgang Niersbach an: „Es wird in der Uefa darüber diskutiert, die Phase der Qualifikation zwischen zwei Endrunden anders zu gestalten. Dazu gibt es verschiedene Modelle, beschlossen ist aber noch nichts.“

Ähnlich äußerte sich Greg Dyke. Der Vorsitzende des englischen Fußballverbands FA beteuerte, man sei im Grunde recht interessiert. „Das Schwere daran sind die Details, aber ich denke, eine Nations League, in der wir gegen die Top-Mannschaften spielen, wäre recht attraktiv.“ Die Tücke liegt jedoch tatsächlich im Detail. Es gilt die Interessen sämtlicher Akteure unter einen Hut zu bekommen – und die sind zum Teil höchst widersprüchlich. Was Vereine und Spieler wollen, muss noch längst nicht im Interesse der nationalen oder internationalen Verbände sein. Deutschland hat zudem andere Ansprüche als Andorra oder Liechtenstein.

Während es ein immer offensichtlicheres Anliegen werden muss, die Attraktivität der Spiele für die ambitionierten Nationalmannschaften zu steigern, dürfen jedoch auch die Interessen der „Kleinen“ nicht verloren gehen. Nicht zuletzt immer ein Hauptaugenmerk von UEFA-Präsident Michel Platini. Neben der Harmonisierung mit dem FIFA-Rahmenterminplan ist Grundvoraussetzung, dass sich die Belastung für Vereine und Spieler nicht erhöht. So gilt es, keine zusätzlichen Termine im Kalender zu beanspruchen und gleichzeitig attraktivere Formate für TV-Vermarktung und Werbepartner zu schaffen. Denn – was Wunder – natürlich geht es bei den Gedankenspielen der UEFA nicht zuletzt darum, dass höhere Einnahmen erzielt werden. Dank der zentralen Vermarktung soll es am Ende sogar mehr für alle geben, auch wenn gerade große Verbände zunächst nicht davon profitieren, die eigenen Spiele selbst vermarkten zu können.

Einige Reformen greifen bereits

Dass die UEFA gewillt ist, schon bald Ernst zu machen, zeichnet sich bereits ab. Schon die Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 wird in einem abgeänderten Modus ausgetragen. Prominenteste Neuerung ist die „Week of Football“. Von Donnerstag bis Dienstag werden täglich Begegnungen stattfinden, feste Spieltage gibt es nicht mehr. Ist ein Team in einer Länderspielpause zweimal im Einsatz, tritt es entweder am Donnerstag und am Sonntag, am Freitag und am Montag oder am Samstag und am Dienstag an. Gerade für die Vermarktung der TV-Rechte auch ein besonderer Anreiz in Hinblick auf eine mögliche „Nations League“. So könnten die Rechteinhaber bei einer Eliteliga täglich Topspiele übertragen. „An jedem Tag werden acht bis zehn Spiele statt wie bisher 20 bis 30 stattfinden“, sagte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino: „Der Wettbewerb wird dadurch übersichtlicher.“

Zudem nehmen an der Endrunde in Frankreich erstmals 24 Mannschaften teil. Nicht wenige glauben, dass dies nur der erste Schritt auf dem Weg zu einer weiteren Reform ist. Welling jedenfalls ist sich einigermaßen sicher, dass der Verband etwas in dieser Richtung anstoßen wird, weshalb er seine Studenten schon im Herbst mit der Aufgabe betraute, ein Konzept zu entwickeln. Herausgekommen ist neben der Erkenntnis, dass es keineswegs einfach sein wird, die unterschiedlichen Interessen zu harmonisieren, am Ende doch so etwas wie eine tragfähige Lösung, die so oder so ähnlich möglicherweise am Ende der Verhandlungen und dem Anfang einer neuen Ära europäischen Nationalmannschafts-Fußballs stehen könnte. Wie konkret die Pläne bereits sind, zeigt allein der straffe Terminplan: Die Nations League steht bereits auf der Agenda für den nächsten UEFA-Kongress. Der findet bereits am 27. März in Astana (Kasachstan) statt – in etwas weniger als zwei Wochen.

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