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Eher von Polizei als durch Ultras bedroht?

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Fans: Eher von Polizei als durch Ultras bedroht?
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Der Titel der Podiumsdiskussion, die der WDR für seinen Inforadio WDR 5 im Dortmunder Harenberg Center aufgezeichnet hat, klingt martialisch und reißerisch:

„Wer bändigt die Hooligans? Damit Fußball wieder Spaß macht...“ Mit entsprechendem Unverständnis reagierten denn auch die vier Diskutanten: Fansprecher Jan-Henrik Gruszecki, Fan-Forscherin Judith von der Heyde, BVB-Fanbeauftragter Jens Volke sowie NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). Unisono vertraten sie die Meinung, es mache nach wie vor Spaß ins Stadion zu gehen.

„Mehr Fußball, weniger Drama“, forderte Fan-Forscherin von der Heyde, die gut ein Jahr lang eine Ultra-Gruppe wissenschaftlich begleitet hatte. „Mehr Entspannung, bitte“, verlangte Volke. Und auch der als Hardliner bekannte Jäger widersprach dem Motto des Abends: „Ich fühle mich immer noch sicher, wenn ich mit meinen Kindern ins Stadion gehe.“

Gefunden auf …

Auch befragte Zuschauer wünschten sich eine „Versachlichung der Diskussion“ um Gewalt. Das Thema sei letztlich zu großen Teilen ein „Medien-Hype“. Im Stadion sei die Stimmung bei weitem nicht so negativ wie sie dargestellt werde.

„Als Fan hat mehr mit der Polizei zu tun als mit gegnerischen Fans“

Die anfängliche Harmonie wurde jedoch durch Gruszeckis Eingangs-Statement gestört: „Es macht mir immer noch Spaß. Als Fan hat man mehr mit der Polizei zu tun als mit gegnerischen Fans“, sagte der als Fan-Lobbyist geladene BVB-Fan – und gab damit die Stoßrichtung für die kommende Stunde vor. „80.000 Menschen gehen nicht ins Stadion, weil sie lebensmüde sind.“ Gewalt sei kein Fußball-, sondern ein Alltagsphänomen: „ Vor jeder Disco steht nachts ein Polizeifahrzeug. Es nervt, dass das Gewaltproblem der Gesellschaft dauernd auf den Fußball projiziert wird“, so Gruszecki.

Judith von der Heyde berichtete kurz von ihren Erfahrungen mit der Ultra-Gruppe. Dort sei es meist sehr entspannt zugegangen und sie habe sich sicher gefühlt. „Gefährlich war es immer, wenn Polizei dabei war. Da steht oft so viel Polizei und man weiß überhaupt nicht, warum“, resümierte sie. Ultras lebten schließlich eine Form der Jugendkultur und Auswärtsfahrten seien so etwas wie Klassenfahrten – nur ohne Lehrer.

Diskussion drehte sich im Kreis Das brachte Innenminister Ralf Jäger auf den Plan: „30 Prozent der Einsatzstunden der Polizei werden bei Fußballspielen geleistet“, so der Fan des MSV Duisburg. „Dann setzen Sie doch weniger ein“, entgegnete Gruszecki und erntete zustimmendes Gelächter aus dem Publikum. Weite Teile der Diskussion drehten sich dann immer im Kreis um die Frage, ob die Polizei weniger Personal einsetzen könne. Die Fans im Publikum und die Experten im Panel waren sich einig: Weniger Polizeipräsenz oder deeskalierendes Auftreten ohne Kampfmontur würden auch zu weniger Fangewalt führen.

Jäger hielt dem entgegen, er müsse sich Vorwürfe gefallen lassen, zu wenig Beamte eingesetzt zu haben, wenn eben doch einmal etwas passiere. Allerdings stimme es, dass die Einsatzkonzepte der deutschen Polizeien zu unterschiedlich seien und dass deeskalierende Konzepte erfolgreicher seien.

Dennoch wurde deutlich, dass der Innenminister und die Fans völlig aneinander vorbei reden. Jäger betonte zwar, er wolle die deutsche Fankultur mit Stehplätzen und den vielen Freiheiten erhalten, führte aber immer wieder die ein bis zwei Prozent gewaltbereiter Fans an und verstieg sich allzu oft zu einer Gleichsetzung von Ultras und Gewalt. Eine Darstellung, der aus dem Publikum und von Jan-Henrik Gruszecki vehement widersprochen wurde.

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