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Emscher Junior Cup
Der Walter Eschweiler vom TV Voerde

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Emscher Junior Cup: "Sportfoto des Jahres"
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Dieter Liebold hat es auf seine alten Tage noch auf das Sportfoto des Jahres geschafft. Der Unparteiische geriet beim Emscher Junior Cup ins Stolpern.

"Er kommt gerade wieder rein!“ Gisela Liebold reicht den Hörer an ihren Mann weiter, der eben vom Spaziergang mit dem Hund zurückgekehrt ist. „Da ist ein Reporter vom RevierSport dran. Der hat gestern Abend schon angerufen.“

Was der Reporter will? Gratulieren! Schließlich hat es Dieter Liebold auf das Sportfoto des Jahres geschafft. „Was habe ich?“, wundert sich Liebold. Wir erklären es noch einmal: Es war beim Emscher Junior Cup, einem großen F-Junioren-Wettbewerb, den der RevierSport alljährlich in der Region veranstaltet. Beim Qualifikationsturnier des „Heimspiels an der Emscher“ in Dinslaken war auch Liebold mit von der Partie – als Schiedsrichter.

„Auf die Fresse geflogen bin ich“

„Es gibt da eine Szene, Sie sind wohl ins Stolpern gekommen und ein kleiner Junge...“, will der RevierSport-Mitarbeiter gerade erläutern, als ihm Liebold ins Wort fällt: „Auf die Fresse geflogen bin ich“, lacht der rüstige Rentner. Wie dem auch sei, Liebold erinnert sich jedenfalls noch gut an die Szene: „Na klar, weiß ich das noch. Ich hab da gesessen und ein Junge hat mir wieder aufgeholfen. Das ist ja schön, dass das zum Sportfoto des Jahres gewählt worden ist.“

Und Jürgen Fromme hat es geschossen. „Schnappschüsse haben immer mit Fleiß zu tun. Der Ball war nicht im Spiel, ich hätte die Kamera auch runternehmen können, aber dann passierte dieser tolle Moment. Da muss man als Fotograf einfach bereit sein. Man darf nicht an der Würstchenbude stehen“, sagt der 47 Jahre alte Fotograf. In der Kategorie „Fußball Amateure und Jugend“ wählte eine elfköpfige Jury, der auch Frauenfußball-Legende Steffi Jones angehörte, die witzige Momentaufnahme jetzt auf den ersten Platz.

Zum 44. Mal hatte das Kicker-Sportmagazin gemeinsam mit dem Verband Deutscher Sportjournalisten zum Wettbewerb „Sportfoto des Jahres“ aufgerufen. 78 Sportfotografen aus Deutschland reichten 642 Motive ein.

Womit allerdings auch wir nicht gerechnet hätten: Das Bild von Liebold und dem uns immer noch unbekannten Nachwuchsspieler vom BSV Beeck 05 entwickelte sich im Internet und den sozialen Netzwerken zu einem echten Hit. Rund 500 „Likes“ wurden bei facebook registriert, bei dem das Foto über 100 Mal geteilt wurde. Ähnlich durchschlagende Resonanz bekam die Aufnahme beim Kurznachrichtendienst Twitter.

Richtig stutzen mussten wir beim Lesen der User-Kommentare. „Der Liebold!“, freuten sich einige Amateurfußballer aus dem nordwestlichen Revier sofort, als sie den bekannten Schiedsrichter erblickt hatten. „Der hat mich auch schon gepfiffen.“

„Ja, mich auch. Notbremse, erstmal den, der gefoult hat, in den Arm genommen und gesagt: ‚Machst du aber nicht noch einmal!‘ In der C-Jugend“, berichtete „André Bl“. „Der Liebold war der allerbeste! Man konnte ihm einfach nicht wirklich böse sein, obwohl er auch einigen Mist gepfiffen hat. Immer einen Spruch drauf, nie provozierend“, meinte Frank Pietruszka.

„Genau weiß ich es gar nicht“, grübelt Liebold bei der Frage nach dem Beginn seiner Schiedsrichter-Laufbahn. „Über dreißig Jahre sind es aber bestimmt.“ Für den TV Voerde ist der Senior an der Pfeife – und das Ende seiner Karriere als Unparteiischer ist noch nicht in Sicht. „Solange die Knochen noch halten, mache ich weiter.“ Dafür legt sich der 72-Jährige ordentlich ins Zeug. Wenn es eben geht, ist er an der frischen Luft. Mit dem Hund oder den Enkelkindern arbeitet er an seiner Fitness. „Das ist ganz wichtig.

Man muss auch ein bisschen danach leben. Man wird als Schiedsrichter ja auch bezahlt. Und da kann ich nicht einfach nur das Geld einstreichen, sondern muss dafür auch meine Leistung abliefern. Man muss schon in Bewegung bleiben.“

„Ombre“ Liebold schwärmt von der Ausstrahlung der „schwarzen Diva“

Bei den einzelnen Spielen ist das natürlich auch so. Mit seiner ganz besonderen Art der Spielleitung hat sich Liebold aber ein gutes Standing im nicht immer einfachen Verhältnis zwischen Kickern und Referee erarbeitet. Er ist keiner, der mit den Karten nur so um sich wirft, sondern vielmehr auf das Gespräch mit seinen „Schäfchen“ setzt: „Auf jeden Fall. Man muss immer abwarten, wie sich das Spiel so entwickelt. Aber ich bin ja selbst auch Fußballer gewesen. Natürlich sind da immer viele Emotionen dabei, aber das kann man auch alles wieder regeln. Und wenn mal zwei, drei böse Worte fallen, dann ist es danach doch auch sofort wieder gut.“ Und mit Humor geht alles besser. „Ganz genau. Wir sind doch alle Menschen. Ich als Schiri passe vor allem darauf auf, dass keinem was passiert. Die Gesundheit ist das Allerwichtigste. Es ist ja schließlich nur ein Hobby.“

Unweigerlich muss man da an einen Großen der Zunft denken: Ist Liebold vielleicht sogar sowas wie der Walter Eschweiler vom TV Voerde? „Das kann man so stehen lassen! Den habe ich sogar schon persönlich getroffen und mit ihm zusammen bei einem Turnier gepfiffen. Das ist schon eine Kapazität gewesen. Der Mann hatte eine Ausstrahlung“, schwärmt „Ombre“ Liebold von der Schiedsrichter-Legende, die als „Schwarze Diva“ in die deutsche Fußball-Geschichte einging. Das Schlusswort leihen wir uns aber von einem RS-facebook-User. „Das waren noch Zeiten, als man mit zehn Liegestützen noch die Gelbe Karte eintauschen konnte.“

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