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Fall Danny da Costa
Asamoah fordert: Zivilcourage beweisen!

Rassistische Anfeindungen: Asamoahzeigt sich schockiert
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Gerald Asamoah ist beschimpft und bespuckt worden, weil er dunkelhäutig ist. Auf den Fall Danny da Costa reagiert er schockiert und appelliert an die Gesellschaft.

Die Erinnerungen kamen sofort wieder hoch. Gerald Asamoah war schockiert, als er von den rassistischen Anfeindungen gegen U21-Nationalspieler Danny da Costa erfuhr - und er will nicht schweigen. "Das ist unglaublich, ein Schock! Wir haben das Jahr 2013 - und wir müssen immer noch über so etwas reden", sagte der deutsche Ex-Nationalspieler am Dienstag im SID-Interview. Sein Appell: Es ist höchste Zeit zu handeln.

"Jetzt reden wir darüber, in zwei Wochen ist wieder alles vergessen. Dann geht der Alltag wieder los. Wir müssen jetzt die Kinder erreichen, unsere Zukunft, und ihnen sagen, dass so etwas niemals passieren darf!", sagte der 34-Jährige. Nicht nur in seiner Fußball-Karriere, die ihn ins WM-Finale brachte, ist Gerald Asamoah wegen seiner Hautfarbe beschimpft und übelst beleidigt worden. "Ich habe drei Kinder, die sollen niemals erleben, was ich erleben musste und muss", sagte er, "deshalb tut mir so ein Fall sehr, sehr weh."

Um die Kinder der "Idioten" kämpfen

Die "Idioten", die im Stadion Dunkelhäutige wie da Costa bepöbeln, hat Asamoah längst aufgegeben. Um die Folge-Generation will er dagegen kämpfen. "Da sitzt ein kleines Kind und hört, was sein Vater ruft. Wie kann man dieses Kind erreichen? Den Vater, der ist vielleicht Mitte Vierzig, den kann man nicht mehr umbiegen. Den Jungen müssen wir erreichen! Die jungen Leute sind doch die Zukunft, da müssen wir ran."

Wer im Stadion "nach einer Arbeitswoche seinen ganzen Frust rauslässt", hat für den langjährigen Schalker Publikumsliebling einfach nur "eine Schraube locker". Asamoah sieht auch nicht nur Vorfälle im Fußball als Problem, seine Mission ist der Kampf gegen Alltagsrassismus. "Wir wissen doch gar nicht, wie es farbigen Menschen auf der Straße geht, die immer angepöbelt werden. Wie ist es, nicht in eine Diskothek hineinzukommen, oder nicht bedient zu werden? Wie geht es den Afrikanern und den Menschen von den anderen Kontinenten, die in Deutschland nicht akzeptiert werden?", sagte Asamoah. Er werde selbst immer Rassismus anprangern - aus eigener leidvoller Erfahrung: "Am schlimmsten war es für mich nach der WM 2006, als ich dachte, diese Zeiten sind vorbei. Wir lagen uns alle in den Armen. Doch dann ging es nach Rostock, und ich war wieder der Farbige. Ich wurde rausgepickt: Du gehörst nicht dazu! Das war echt richtig bitter. Ich werde niemals den Mund halten."

"Die anderen Leute müssen wach werden"

Seine Erinnerungen hat Asamoah auch in einem Buch verarbeitet. "Dieser Weg wird kein leichter sein" erschien im Januar 2013. Er berichtet unter anderem "von den Anfeindungen, denen ich ausgesetzt war, nur weil ich schwarz bin". Daher appelliert er, Zivilcourage zu zeigen. Auch im Stadion. "Vom Spielabbruch halte ich nicht viel. Das sind immer wenige Leute, die den Mist machen. Die anderen Leute müssen wach werden. Das Spiel abbrechen, dabei leiden alle, man soll sich den Spaß von Idioten nicht verderben lassen. Man muss Mumm zeigen und sagen: Er war das! Er gehört hier nicht rein", sagte Asamoah.

Dass Danny da Costas Mitspieler und Freund Ralph Gunesch vom Zweitligisten FC Ingolstadt die rassistischen Tiraden öffentlich gemacht hat, findet Asamoah daher absolut richtig. Auch der Deutsche Fußball-Bund positioniert sich. Der Sportsoziologe Gunter A. Pilz, Anti-Diskriminierungs-Beauftragter des DFB, fordert die Mitspieler rassistisch beleidigter Profis zum Handeln auf. "Es reicht einfach nicht, wenn der angegriffene Spieler selbst reagiert", sagte Pilz dfb.de.

Werde ein Spieler diskriminiert und beleidigt, "dürfen wir ihn nie alleine stehen lassen", sagte Pilz. "Sonst hätten etwa rechtsextreme Pseudofans ihr Ziel erreicht. Die Botschaft aus dem Fußball sollte klar lauten: So eine Unterstützung brauchen wir nicht."

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