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Piraten für Fanrechte
Wahlkampf in der Kurve

Piratenpartei: Wahlkampf in der Kurve
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Die Piratenpartei wirbt vor Fußballstadien mit Flugblättern damit, sich für die Rechte von Fans einzusetzen. Aber wie weit ist es damit wirklich her?

Nerds, Ökos, Hipster hier, Chauvinisten, Chaoten und Schläger dort. Die Klischees über das Klientel der Piratenpartei stehen den Zerrbildern des gemeinen Stehplatzfans scheinbar unvereinbar gegenüber. Doch die Datenschutz- und Transparenz-Partei macht sich nun im Wahlkampf stark für die Rechte von Fußballfans.


Wer am Wochenende ein Bundesliga-Heimspiel besucht hat, wird in der Spieltagsroutine vielleicht im wahrsten Sinne des Wortes darüber gestolpert sein. Zum Bundesliga-Start hat die Piratenpartei vor 20 Fußballstadien von der 1. Bundes- bis zur Regionalliga auf Flugzetteln für ihre Kampagne „Menschenrechte enden nicht am Stadiontor“ geworben. Die Piraten machen sich stark für den Fan und vertreten starke Positionen. Mit Schlagworten wie „Kollektivstrafen? - Nein danke!“, Abschaffung der Datei „Gewalttäter Sport“ oder „Pyrotechnik entkriminalisieren“ zielt die Partei passgenau auf die Anliegen von Ultras und Stehplatzfans ab.

Piraten sind für... + eine Kennzeichnungspflicht von Polizeibeamten + einen sachlichen Dialog zwischen Fans, Vereinen und Verbänden + Einzelfallentscheidungen bei Sanktionen + die Unschuldsvermutung + verantwortungsvollen, erlaubten Umgang mit Pyrotechnik

und gegen... − Nackt-/Vollkörperkontrollen − Kollektivstrafen − flächendeckende Videoüberwachung öffentlicher Räume − gegen die Datei „Gewalttäter Sport“

Auf dem Flyer hat die Partei sogar einen Vordruck angefertigt, mit dem sich jeder Fan eine Selbstauskunft beantragen kann, ob er oder sie in der Datei „Gewalttäter Sport“ geführt ist. Denn, so klärt das Schreiben auf: „Derzeit werden die Betroffenen nicht darüber informiert, dass sie in dieser Datei geführt werden und können somit nicht rechtlich dagegen vorgehen.“

Anliegen, die gerade in Ultra-Kreisen auf so viel Widerspruch stoßen dürften, wie Freibier beim Oktoberfest. Doch wie viel steckt dahinter oder ist die Aktion nurmehr plumper Populismus, Stimmenfang in einer weitgehend entpolitisierten Zone Fußballstadion? Vor dem Hintergrund der Bundestagswahl am 22. September fällt es nicht schwer, die lauteren Motive der Piraten zu hinterfragen. Bernd Schlömer, Bundesvorsitzender der Piratenpartei, erläutert: „Fans des Fußballsports und anderer Sportarten werden von den Sicherheitsbehörden offenbar kollektiv als potenzielle Gefährder, Störer und Straftäter wahrgenommen. Die Unschuldsvermutung und andere Rechtsstaatsprinzipien werden außer Kraft gesetzt. Das können wir als Partei, die sich seit ihrer Gründung für eine Stärkung der Bürgerrechte einsetzt, so nicht hinnehmen.“

Beim Bundesparteitag im oberpfälzischen Neumarkt hatten die Piraten ihr Wahlprogramm im Mai um fünf Punkte erweitert. Doch warum setzt die Partei das Thema überhaupt auf die Agenda? Im Zuge der Debatte rund um das neue Sicherheitskonzept der DFL habe man bemerkt, „dass das Thema politisch völlig unzureichend beleuchtet wird“, erklärte Schlömer auf einer Pressekonferenz am Wochenende.

Ob die Belange der Fußballanhänger tatsächlich wahlkampftauglich sind und welchen Widerhall die Vorstöße der Piraten auf Fanseite finden, bleibt abzuwarten. Im Sinne aller aktiven Anhänger dürfte aber sein, dass das Thema bundespolitisch neu diskutiert und so ins Bewusstsein aller Parteien gerückt wird.

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