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Tradition, Derbys aber auch Probleme

Regionalliga West: Auffangbecken für Dritt-Ligisten
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Mindestens sechs Ex-Bundesligisten spielen in der nächsten Saison in der Regionalliga West. Eine reizvolle Konstellation mit viel Tradition, vielen Derbys.

Aber auch mit Problemen. 1969 war die Fußball-Welt im Westen noch in Ordnung. Rot-Weiss Essen, Rot-Weiß Oberhausen und Alemannia Aachen spielten neben fünf weiteren Westklubs in der Bundesliga, die SG Wattenscheid 09, Viktoria und Fortuna Köln und die SSVg Velbert waren immerhin zweitklassig. 2013 treffen alle Vereine sich wieder - in der vierthöchsten deutschen Spielklasse, der Regionalliga West. Ebenfalls mit dabei: Der KFC Uerdingen, als Bayer Uerdingen 1985 Pokalsieger. "Da ist die 3. Liga ein Scheiß gegen", sagte Oberhausens Präsident Hajo Sommers dem SID.

Über finanzielle Probleme, strukturelle Schwächen und misswirtschaftende Manager kann jedes der abgestürzten Teams berichten, sportliche Achterbahnfahrten mit der Zwischenstation 4. Liga. Doch was überwiegt, ist die Vorfreude auf viel Tradition, viel Lokalkolorit, kurze Anfahrtswege, viele Fans und die Erfahrung aus insgesamt 34 Jahren Bundesliga.


"Das ist fast alles um die Haustür, es werden schöne Spiele mit viel Tradition", sagt Essens Vorstandsvorsitzender Michael Welling dem SID und vermutet sogar: "Ein Spiel wie Aachen gegen Essen könnte mehr Zuschauer anlocken als zum Beispiel Hoffenheim gegen Wolfsburg." Einige Vereine in der Regionalliga seien eine stärkere Marke als manche Bundesligisten, glaubt Welling. Der Zuschauerschnitt von Essen, Uerdingen oder Absteiger Aachen wird im kommenden Jahr wohl den einiger Zweitligisten übertreffen - auch wenn der sportliche Alltag dem Andrang schon länger nicht mehr gerecht wird. Benedikt Koep statt Helmut Rahn, Armand Drevina statt Willi Landgraf, Ersan Tekkan statt Friedhelm Funkel.

Trotzdem: Die Vereine ziehen immer noch, das wissen auch die Fernsehsender. WDR und Sport1 überlegen, in der kommenden Saison erneut Spiele zu übertragen. Nicht alle Regionalligisten sind aber von der Medienpräsenz überzeugt. "Spiele an einem Dienstagabend parallel zur Champions League bedeuten 10 bis 15 Prozent Stadionzuschauer weniger. Das ist eine große Einnahmequelle, die wegfällt", sagt Welling zum aktuell diskutieren Modell. Zumal die erhöhte Medienpräsenz in den Sponsorenverhandlungen kein Argument sein kann, solange nicht klar ist, ob und wieviele Spiele übertragen werden. Oberhausens Hajo Sommers und seine Vorstandskollegen sind dagegen klar dafür: "Dann versinken wir nicht in der medialen Bedeutungslosigkeit."

Ausstieg aus der Viertklassigkeit nahezu unmöglich

Viel stärker belastet die Liga allerdings die Aufstiegsregelung, nach der sich der Meister der Regionalliga West noch in Entscheidungsspielen gegen ein Team aus den Parallelgruppen durchsetzen muss. "Das ist gegen die Interessen des Fußballs, ein ganz großer Fehler", sagt Welling. Sollte es, wie vom DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch am Montag im Kicker erläutert, tatsächlich keine bessere Lösung geben, "dann Gute Nacht, Fußball".

Denn mittelfristig wollen die Traditionsklubs zurück ins Profi-Geschäft. "Mehr als 50 Prozent der Vereine haben die latente Hoffnung auf die 3. Liga", sagt Welling, ohne zweite Mannschaften seien es sogar 80 Prozent. Auch wenn sein Kollege Sommers andeutet, dass der Profi-Unterbau bei der aktuellen Konstellation gar nicht so reizvoll ist: "So lange die 3. Liga ist wie jetzt, müssen wir nicht aufsteigen."

Dabei könnte die Liga voll Tradition und Fanmassen neben der Aufstiegslösung ein weiteres großes Problem bekommen. Wenn alte Gegner aufeinandertreffen, findet das häufig genug nicht nur auf dem Platz statt. Bei aller Begeisterung der Zuschauer aus Oberhausen, Essen, Uerdingen oder Aachen - reibungslos werden die Partien nicht ablaufen. "Da kommen alte Hooligans mit 65 noch von der Couch herunter", befürchtet Sommers. Für die Vereine wäre das nicht nur ein Imageschaden, sondern ist jetzt schon aufgrund der höheren Sicherheitsausgaben eine finanzielle Belastung.

Eine Liga zwischen Geschichte und Gegenwart, die sogar noch weitere prominente Zugänge bekommen könnte: Unter Umständen treten der MSV Duisburg (28) und der Wuppertaler SV (3) an, weitere 31 Jahre Bundesligatradition. Spätestens dann kann die 3. Liga einpacken.

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