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Italiens Fußball im Sumpf des Wett-Skandals

Italiens Fußball im Sumpf des Wett-Skandals
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Nach den Analysen von abgehörten Telefonaten wurden unter anderem fünf Profispieler und vier Klubs aus der Serie A schwer belastet. Die verbrecherische Vereinigung Camorra soll Spiele manipuliert haben.

Der wohl größte Skandal im italienischen Fußball zieht weitere Kreise. Vor dem sportlichen Finale der Meisterschaftssaison am Sonntag versinkt der Profi-Fußball immer weiter im Sumpf des Wettspielskandals. Das Ausmaß ist noch nicht abzusehen. Eine Untersuchung der Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft von Neapel wirft einen dunklen Schatten auf den Titelkampf, deren Spiele laut Ermittlern durch die neapolitanische Camorra manipuliert worden sind.

Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Camorra-Boss Giacomo Cavalcanti. Er soll im Internet ein kompliziertes Wettsystem organisiert haben, das der Camorra mit Spielmanipulationen Gewinne in Millionenhöhe beschert haben soll. Zwölf Klubs der Serie A, B und C sowie 13 Personen sind in den Sog der ausgedehnten Ermittlungen geraten. Durchsucht wurden unter anderem die Geschäftsstellen der Serie-A-Klubs Siena, Lecce, Chievo und Reggina. Fünf Profikicker (Nicola Ventola, Roberto D'Aversa, Generoso Rossi, Salvatore Ambrosino und Vincenzo Onorato) wurden schwer belastet.

Siena-Chef hofft auf die Unschuld der Profis

Ihnen wird Betrug und Beteiligung an einer kriminellen Organisation vorgeworfen, was in Italien mit bis zu vier Jahren Haft bestraft wird. D'Aversa und Ventola, die bei dem Erstligisten Siena unter Vertrag stehen, wurden suspendiert. "Wir hoffen, dass sie ihre Unschuld beweisen können, andernfalls werden wir gerichtlich gegen sie vorgehen", so Siena-Chef Paolo De Luca.

Vernommen wurde auch der Trainer des Erstligisten Chievo, Luigi Del Neri. "Mein Klub hat mit diesem Skandal nichts zu tun, es ist alles absurd", meinte Del Neri. Die Ermittlung stützt sich unter anderem auf abgehörte Telefonanrufe, bei denen die verdächtigen Spieler die Resultate der Meisterschaftsspiele im Voraus abgesprochen haben sollen. Die Klubs, deren Hauptsitze durchsucht wurden, erklärten sich Opfer des Skandals. "Wir haben nichts mit illegalen Wetten zu tun", versicherte der Siena-Boss.

Der Wettskandal sorgte auch in Rom für Bestürzung. Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi, Präsident von Meister AC Mailand, traf den Vize-Sportminister Mario Pescante, um über den Fall zu diskutieren. Der italienische Fußballverband FIGC leitete eine Untersuchung ein. "Ich bin froh, dass die Staatsanwaltschaft gegen die Plage der illegalen Wetten kämpft, die in Mafia-Kreisen floriert", sagte Verbands-Präsident Franco Carraro.

Tradition der Wettskandale

Wettskandale sind in Italien keine Neuigkeit. Im Jahr 1980 waren 13 Spieler wegen eines ausgedehnten Skandals um manipulierte Spiele verhaftet worden. Auch der Star der Weltmeisterschaft 1982, Paolo Rossi, war in den Sog der Ermittlungen geraten. Die Erstligisten AC Mailand und Lazio Rom wurden wegen der Manipulation einiger Spiele zum Abstieg in die Serie B verurteilt. Weitere Wettskandale hatten in den Jahren 1986 und 1988 für Schlagzeilen gesorgt.

Im Jahr 2001 hatte das FIGC-Berufungsgericht sechs wegen Wettbetrugs und Spielmanipulation verurteilte Fußballprofis von Atalanta Bergamo und vom Zweitligisten Pistoiese in letzter Instanz überraschend freigesprochen. Erstinstanzlich waren alle sechs Kicker zu Sperren zwischen sechs und zwölf Monaten verurteilt worden. Die Spieler hatten sich angeblich im Cupspiel zwischen beiden Klubs auf ein 1:1 geeinigt und landesweit hohe Wetten auf dieses Ergebnis abgeschlossen. Allerdings konnte die Schuld nie bewiesen werden.

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