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Kulturgutschützer kämpfen

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RWE-Faninitiative: Kulturgutschützer kämpfen weiter
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Jörg Lawrenz hat sich sein Ansinnen ans Revert geheftet. Das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Ein kleiner Pin am Kragen seines Sakkos outet ihn als Schützer.

Seitenlange Dossiers hat er mit Mitstreitern wie dem Berliner Architekten Mathis Sommer entworfen und versucht, den Denkmalschutz für seine Sache zu gewinnen. Ansprechpartner bei der unteren Denkmalbehörde und des Landschaftsverbands Rheinland kanzelten den Antrag auf Denkmalschutz für die baufällige Tribüne mehr oder weniger schroff ab. Auf Grundlage eines Gutachtens, das bereits vor Jahr und Tag benannt habe, welche Bauwerke in Essen schützenswert seien. Immerhin wurde der Initiative nun eine späte Würdigung zu teil.

Von höchster Stelle sozusagen. Aus seinen diplomatischen Worten lässt sich zumindest leicht herauslesen, dass Bau- und Verkehrsminister Michael Groschek offene Sympathien für den Antrag auf Denkmalschutz für die Tribüne hegt. Die Prüfung der Sachlage von Seiten des LVR und der Unteren Landschaftsbehörde sei vielmehr nicht ausreichend gewesen. Ein Treppenwitz, denn Inhalt des Schreibens aus Düsseldorf ist eine Absage. Da sich die beiden unteren Instanzen einig seien, habe der Minister selbst keine Weisungskompetenz, sagt das Beamtendeutsch. Gleichzeitig habe ihm das Ministerium signalisiert, dass er nah dran gewesen sei. Lediglich die öffentliche Empörung und ein paar prominente Mitstreiter hätten der Sache gefehlt – und sie hätte gute Chancen gehabt.

Besonderheiten der Tribüne Vereinseigene Multifunktionstribüne eines reinen Fußballstadions in Stahlbeton-Bauweise mit frei auskragendem Dach über 17 Meter, darunter auf 2000qm über drei Etagen unter anderem Sporthalle, Geschäfts- und Gesellschaftsräume für alle Mannschaften (inklusive Jugend-Begegnungsstätte), medizinische Einrichtungen, vier Spielerappartments (als Vorläufer heutiger Talent- Internate) – das alles ist vom Abriss bedroht.

Das Ergebnis schien aber programmiert: Nachdem schon der Stadionbau im öffentlichen Diskurs kaum zu verkaufen war, hegte wohl vor allem in Essen niemand ernsthaftes Interesse daran, die Chancen der Tribüne auszuloten. Das Ergebnis all der Anstrengungen, für die die RWE-Anhänger ihre Freizeit geopfert, Unterschriften gesammelt, Flyer verteilt und sich in trockene Materie gearbeitet haben, glich am Ende einem Kampf gegen Windmühlen. „Ich frage mich, was mit Leuten passiert, die nicht unsere Möglichkeiten haben und sich derart einbringen können. Es ist schon erschreckend, wenn so mit Bürgerwillen umgegangen wird“, findet Lawrenz.

Finanzielle Erwägungen jedenfalls könnten seiner Meinung nach nicht zu Ende gedacht worden sein. Andreas Hillebrand von der Grundstücksverwaltung Essen, die das gesamte Bauprojekt an der Hafenstraße durchführt, habe – als ausgewiesener Gegner der Erhaltung – den Preis für die Erhaltung der Haupttribüne bei 5 Millionen Euro veranschlagt. „Doch was kostet es, wenn bei einem möglichen Aufstieg Räumlichkeiten für die Geschäftsstelle oder den Fanbeauftragten angemietet werden müssen?“ Die Container, die das Fanprojekt derzeit bezieht, liefern einen ersten Fingerzeig: Mit 2.700 Euro schlägt das Provisorium jeden Monat zu Buche. Zumindest eine Überlegung wert, was man mit der Haupttribüne, die ja bereits – oder vielmehr noch – steht, alles anstellen könnte.


Doch, das wurde ihm an vielen Stellen vorgeworfen: Der Finanzierungsplan fehle. Die Gesetzeslage sieht dabei lediglich vor, dass Bürger Hinweise geben. Der Denkmalschutzantrag selbst wäre immer noch Sache der Kommune. „Ich kam mir vor wie der Hase, der von A nach B rennt und überall steht schon ein Igel, der mich fragt, ob ich schon den Antrag für den Antrag für das Antragsformular habe“, sagt Lawrenz.

Nach einer Reihe frustrierender Erfahrungen nun die Flinte ins Korn zu werfen, wäre jedoch ein glatter Stilbruch. Durch seine Hartnäckigkeit hat sich Lawrenz Zugang zu einigen Hinterzimmern verschafft und will nun weiter kämpfen. Die Initiative Georg-Melches-Stadion jedenfalls soll unabhängig vom Abriss bestehen bleiben. „Das Theater werden die weiterhin haben. Ich werde den Finger in die Wunde legen, wenn irgendwo neue Kosten entstehen und fragen, warum.“ Vor allem aber will Lawrenz sich weiterhin stark machen. Für die Erhaltung von Traditonen, Erinnerungen und Werten. Für das Kulturgut Rot-Weiss Essen. Wer Lawrenz kennt, weiß: das ist ein Versprechen!

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