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Popp im Interview
„Ich war kurz davor, mit dem Fußball aufzuhören“

Wolfsburg: Popp über den Kampf mit dem Ego
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Alexandra Popp hat eine ganze Menge gewonnen. Sie ist U17-Europameisterin, U20-Weltmeisterin, UEFA-Women’s-Cup-Siegerin und zweimalige DFB-Pokalsiegerin.

Inwiefern hat ein Klub wie Wolfsburg von der Infrastruktur her Vorteile gegenüber den alteingesessenen Frauen-Bundesligisten wie dem FCR Duisburg?

In Wolfsburg führe ich tatsächlich ein Profileben. Wir haben eine eigene Kabine und gehen nur mit dem Kulturbeutel rein und wieder raus. Für mich war es total abgefahren, dass ich meine Trainingssachen nicht mehr selbst waschen musste. Zudem haben wir direkt am Trainingsplatz einen Kraftraum und die Reha. Zudem machen wir zweimal wöchentlich Krafttraining an Geräten. Am Anfang konnte ich mich kaum bewegen, weil ich ein solches Pensum nicht gewohnt war. Als Neuling musste ich auf einmal 50 Kilo stemmen. Da habe ich jede Muskelpartie in meinem Körper gespürt.

Ein Profileben im klassischen Sinne führen Sie aber nicht.

Wenn ich nicht auf dem Trainingsplatz stehe, bin ich mit meiner Ausbildung zur Tierpflegerin beschäftigt. Manchmal hängt mir die Doppelbelastung zum Hals raus, aber ich muss da die nächsten drei Jahre durch.

War es eine Option für Sie, sich ausschließlich auf den Fußball zu konzentrieren?

Nein. Ich will definitiv eine Ausbildung abschließen, ehe ich einen auf Profi mache. Das ist mir sehr wichtig und das werde ich auch durchziehen. Es ist zwar manchmal schwer, aber es macht auch Spaß. Der Job als Tierpflegerin besteht ja nicht nur daraus, Scheiße zu schaufeln.

Die Stimmungskanone „Ich bin immer ein kleiner Clown, der ganz gerne ein bisschen Unsinn macht“, sagt Popp über sich selbst. Während der Pubertät wurde ihr das fast zum Verhängnis: „Damals hatte ich nicht meine Leistung abgerufen, wenn es nötig war. Wenn ich am Ball war, habe ich auf Ego gemacht und gedacht, ich könnte mal eben durch die Gegner durchtanzen. So habe ich es in der U15-Nationalmannschaft auf null Tore gebracht.“

Wie kamen Sie auf diese Ausbildung?

Genau genommen hat mich Inka Grings darauf gebracht. Ich wollte nicht wie viele andere Bürokauffrau oder etwas ähnliches werden. Für meinen Abschluss habe ich auch ein Jahrespraktikum in der Physiotherapie gemacht. Das ist eigentlich ein cooler Job. Aber ich kann mir nicht vorstellen, mit alten Menschen zu arbeiten. Ich bin nämlich nicht so der geduldige Mensch. Und so kamen wir irgendwann auf den Zoo.

Inwieweit wirkt sich Ihre Ausbildung auf den Fußball aus?

In Kombination mit dem Fußball ist es schon körperlich sehr anstrengend. Wenn man einen strengen Arbeitstag im Tierpark hat, ist es nicht ganz leicht, auch noch im Training alles zu geben. Unser Trainer hat zum Glück Verständnis dafür.

Mit welchen Tieren haben Sie zu tun?

Unserer Arbeit ist in zwei Reviere aufgeteilt. Ich bin meistens mit unserer anderen Auszubildenden bei den Ziegen, Alpakas, Meerschweinchen, Waschbären und Erdmännchen unterwegs, also in der kleineren Fraktion. Das obere Revier mit den Kamelen, Zebras und Luchsen durfte ich bislang nur aushilfsmäßig beackern.

Inwieweit hilft die Arbeit mit den Tieren, die Bodenhaftung zu behalten?

Wenn ich einen Fuß ins Gehege der Waschbären setze, kommen sie sofort angedackelt und freuen sich wie ein Honigkuchenpferd, dass ich da bin. Das ist ein cooler Ausgleich zum Fußball. Aber ich habe mich glücklicherweise so entwickelt, dass ich mich nicht für den King of Currywurst halte. Ich hatte solche Phasen, aber daraus habe ich gelernt.

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