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Kein ganz normaler Junge

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Bochum: Goretzka widersteht den Verlockungen
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Halb Europa jagt Leon Goretzka vom VfL Bochum. Doch der 17-jährige Hoffnungsträger strebt weniger nach Perfektion im Spiel als nach Normalität im Alltag.

Als der Fußball im vergangenen Schuljahr immer mehr Platz verlangte und schließlich zu einer Zahl von 295 Fehlstunden führte, war Frau Kaupp zunehmend als Organisatorin gefragt. Am Anfang traf sie die Terminabsprachen mit Goretzka zu Beginn der Schulstunden, manchmal auch in den Pausen. Mittlerweile ist sie dazu übergegangen, solche Dinge per Mail und SMS zu klären: „Ich muss ihm nicht noch vor den anderen zeigen, dass er eine besondere Rolle einnimmt.“

Denn auch Goretzka selbst wäre eine Sonderstellung zuwider. Er ist auf eine bemerkenswerte Weise geerdet, so sehr, wie man es von einem 17-Jährigen unmöglich erwarten kann. „Das ist ein Resultat meiner Erziehung“, sagt er. Es ist allerdings nur die halbe Wahrheit: Der gebürtige Bochumer, seit frühester Kindheit VfL-Fan, ahnt, dass sein fußballerischer Dauereinsatz auch mit der Qualität seiner Mitspieler zusammenhängt. Der Verein befindet sich finanziell wie sportlich in unruhigen Zeiten; Goretzka ist der Lichtblick in einer Truppe, die mit den „Unabsteigbaren“ von einst nichts mehr gemein hat.

Die Platzhirsche bleiben ruhig

Womöglich bekommt der Umjubelte auch deshalb keinen Neid von den Platzhirschen im Team zu spüren, weil sie davon ausgehen, dass er im Kampf um den Klassenerhalt den Unterschied ausmachen könnte. Vielleicht ist es Goretzkas größte Leistung, wie er mit diesem Erwartungsdruck umgeht. „Ich sehe mich nicht als Hoffnungsträger, deswegen ist es auch keine Belastung“, sagt er. So einfach ist das.

Die Gewissheit, Teil der schlechtesten Bochumer Mannschaft seit Jahrzehnten zu sein, nagt trotzdem an ihm. Vor wenigen Monaten stand er noch mit Fanschal in der Ostkurve, und er war auch schon dabei, als Bochum in der Saison 2004/05 letztmals im UEFA-Cup spielte. Umso tiefer müssen ihm die jetzigen Abgründe vorkommen, die doch eigentlich ungeahnte Höhen für ihn sein sollten. „Die sportliche Lage ist ein Schlag ins Gesicht für mich. Der VfL ist eine Herzensangelegenheit, das ist mein Verein“, sagt Goretzka.

Vieles spricht dafür, dass er schon sehr bald in ganz anderen Sphären als den Niederungen der zweiten Liga spielen könnte. Dass Goretzka erst am Anfang seiner Karriere steht, wird ihm sogar in seiner Freizeit vor Augen geführt. Erstmals ist er selbst in seinem Lieblings-Videospiel enthalten, der jährlich neu erscheinenden „FIFA“-Reihe. „Es ist ein tolles Gefühl und ein kleines Zeichen dafür, dass ich im Profifußball angekommen bin. Aber ich bin ziemlich schlecht im Spiel, finde ich. Ich hätte mir gewünscht, dass ich noch ein paar Stärkepunkte mehr bekomme“, lacht Goretzka. Was er verschweigt: Unter „FIFA“-Kennern ist er ein begehrtes Transferobjekt, weil er unter den mehr als 15.000 künstlichen Kickern zu den Talenten mit dem größten Entwicklungspotenzial zählt.

Auf Seite 3: Absage an Bayern und Dortmund

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