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Siegen - RWE 5:1
Mitten ins Herz

RWE: Siegen trifft beim 5:1-Sieg mitten ins Herz
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Siegen hat RWE mit chirurgischer Präzision zerlegt. Am Ende entschuldigte sich sogar deren Trainer Michael Boris für den Kantersieg. Zumindest fast.

Das Führungsquartett tagte nach der 1:5 (0:4)-Niederlage in Siegen außerordentlich. Die beiden Essener Trainer, Damian Jamro und Michael Welling standen sich im Karree gegenüber. Es gab viel zu diskutieren. Waldemar Wrobel gestikulierte immer wieder wild, deutete auf verschiedene Zonen des Rasens, zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Stiere Blicke, Schweigen. Erst als der RWE-Coach zur obligatorischen Pressekonferenz gebeten wurde, lösten sich die vier aus ihrer Verankerung, schlichen zur sauren Pflichtübung - Hände in den Taschen, Köpfe gesenkt.


Mit leerem Blick verfolgten sie alsdann, wie Siegens Trainer Michael Boris anhob, um sich "fast zu entschuldigen". Das geht so: "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon mal aus drei Torschüssen vier Tore gemacht haben." Und weiter: "Das Ergebnis ist zwei oder drei Tore zu hoch ausgefallen. Wenn überhaupt", gestand Boris - und meinte, dass selbst ein Sieg seines Teams nicht unbedingt den Kräfteverhältnissen entsprochen habe. Markus Heppke, Kapitän der Essener Mannschaft, fühlte sich phasenweise sogar an Handball erinnert - und durfte damit die gesamte zweite Halbzeit meinen, in der die Essener volles Risiko gingen. Wrobel hatte defensiv von Vierer- auf Dreierkette umgestellt, Marvin Ellmann als weiteren Stürmer gebracht. Doch selbst die zweite Hälfte ging nur 1:1 aus.

Zwar ließen sich die Gäste zu keinem Zeitpunkt den Schock anmerken, doch von den anfangs beinahe minütlichen Nackenschlägen konnten sie sich schlichtweg nicht erholen. Dennis Lamczyk nahm die Niederlage anschließend selbstkritisch auf seine Kappe. Doch nicht allein dank der Aussetzter des Essener Schlussmanns, der vor dem 0:1 von Sven Michel (11.) böse danebengriff und auch bei Marc Zehs 3:0 (27.) schlecht aussah, hatten die Sportfreunde so leichtes Spiel, dass sie es phasenweise selbst kaum glauben konnten.

Wrobel hätte wohl platzen können, spielte das Boris-Team doch genau den Fußball, den der 42-Jährige seiner Mannschaft während der letzten Tage mühevoll wieder und wieder skizziert hatte. Julian Moritz Jakobs und Sven Michel gelte es, aus dem Spiel zu nehmen, um aus Siegen etwas mitzunehmen. "Es ist alles genau so gekommen, wie wir es vorausgesagt haben. Wir wussten, dass Siegen auf den Flügeln eine gewisse Qualität hat und einen starken Konter spielt. Aber die steilen und hohen Bälle waren alle gefährlich, jede Aktion war final."

Spätestens mit dem 4:0 durch Richard Weber hatten die Hausherren die Partie nach 30 Minuten beendet. "Danach war es ganz schwer, zurückzukommen", wusste auch Wrobel. Versuchen wollte er es dennoch, ging taktisch alles oder nichts und bekam weder noch. RWE war zwar deutlich feldüberlegen und hatte spätestens nach dem Platzverweis gegen Zeh, der Benedikt Koep gefoult hatte, Chancen im Minutentakt. Dass sich die Gäste noch einmal so aufbäumten, mag imponieren. Aufwand und Ertrag standen dennoch in krassem Missverhältnis. Gleichwohl wagte sich Wrobel sogar soweit aus der Reserve, um immerhin anzumerken: "Es klingt natürlich total banal, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass wir die spielerisch schlechtere Mannschaft waren." Aber es heißt ja schließlich, Fußball sei Ergebnissport - und 5:1 ein überdeutliches Resultat. "Nach so einem Spiel habe ich auch keine Lust, mich darüber zu unterhalten, dass es eine unglückliche Niederlage war. Wie wir bei den Gegentoren verteidigt haben, das war desaströs."

Nicht zuletzt deshalb konnte Wrobel auch den Tenor des kurzfristig einberufenen Kriegsrats leicht zusammenfassen: "Ich kann mich in den letzten zweieinhalb, drei Jahren an keine Niederlage erinnern, die so weh getan hat." Es war die höchste seiner Amtszeit.

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