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DSC Wanne-Eickel
"Geschockt und auch beschämt"

Wanne-Eickel: Der Fanbeauftragte des DSC im Interview
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Die Vorfälle am Sonntag in Wanne-Eickel könnten Konsequenzen haben. Wie die aussehen könnten, darüber sprach RS mit Michael Budau, dem Fanbetreuer des DSC.

Michael Budau, wie haben Sie mitbekommen, was am Sonntag in der Mondpalast-Arena ablief?

Ausgerechnet am letzten Wochenende war ich auf einer Fortbildung und nicht im Stadion. Als ich dann davon gehört habe, war ich geschockt und auch beschämt.

Wie sieht das Problem konkret aus und wie versuchen Sie als Fanbeauftragter Einfluss zu nehmen?

Wir wissen, dass wir ein schwieriges Klientel haben. Diese sogenannten „Problem-Fans“ waren schon immer da. Es gibt einen harten Kern, der gerne provoziert. Ich suche bei den Spielen immer den Dialog und versuche, die Leute immer wieder ein bisschen runter zu holen. Das hat schon ein bisschen Babysitter-Charakter. Ich kenne das Klientel, das sich mit der Hooligan-Szene identifiziert. Aber diese Leute sind mir als ausgebildeter Sozialarbeiter auch ganz gut zugänglich.


Gab es seit Sonntagabend denn nun schon neue Maßnahmen gegen die Auswüchse?

Bisher haben wir natürlich viele Gespräche geführt, vor allem ich mit dem Vorstand. Aber ich habe mir auch sofort den Rädelsführer geschnappt und gesagt, dass sich der Vorstand das nicht mehr lange mit angucken wird. Mut macht, dass es auch Fans gibt, die von sich aus auf mich zugegangen sind. Das Thema "Stadionverbote" steht zwar im Raum, die kann aber nur der Verein verhängen. Wir wollen uns aber erst einmal mit den Leuten zusammensetzen und unseren Standpunkt klarmachen. Danach werden wir auch Maßnahmen verkünden. Wir wollen schnell handeln und kennen unsere Optionen.

Warum hat ausgerechnet der DSC solche Probleme mit Fans, die sich so daneben benehmen?

Vielleicht rührt das ein bisschen aus der Wanne-Eickeler Tradition, die man nach der Eingemeindung meint besonders hervorheben zu müssen, zum Beispiel mit Schmähgesängen gegen Westfalia Herne. Klar ist auch, dass viele „einfache Leute“ zu uns kommen, die einen Stammtisch-Parolen-Hintergrund haben. Aber ich kann Leute nicht nur wegen ihrer Meinung aus dem Stadion verbannen. Wir wollen natürlich auch ein bisschen Stimmung im Stadion haben. Aber mit Blick auf das anstehende Fan-Turnier wird mir schon etwas mulmig. Und die gute Arbeit, die schon geleistet wurde, rückt wieder völlig in den Hintergrund. Das ist auch nicht "der DSC", die Mehrzahl unserer Besucher sind Rentner oder auch jüngere, ganz normale Leute. Bei 200 Zuschauern fallen ein paar Unverbesserliche aber natürlich viel mehr auf als bei ein paar tausend.

Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen, wie soll die Wanne-Eickeler Fanszene einmal aussehen?

Ein friedliches Miteinander im Fußball ist wohl Utopie. Aber das Politische muss komplett verschwinden! Rechte Parolen oder auch Ausdrücke wie „Hurensohn“ haben bei uns nichts zu suchen, Schmäh-Gesänge komplett weg zu bekommen wird aber schwierig. Und wenn der Schiri mal als „Penner“ bezeichnet wird, dann denke ich, ist das eher normal. Man muss aber auch bedenken, dass die Jugendarbeit im Verein eine ganz wichtige Rolle spielt. Es kann nicht sein, dass die Familien nicht mehr ins Stadion kommen und Eltern sagen: „Meine Kinder lasse ich nicht zum DSC gehen.“ Und potenzielle, neue Fans werden ja auch abgeschreckt, wenn es so weitergeht wie bisher.

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